Full text: Aus der allgemeinen Erdkunde, Deutschland (Teil 1)

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garrenspitzen hergestellt. Das Rohmaterial für diese Fabrikate wird zum 
Teil vom Auslande bezogen. So wird der Meerschaum aus Klein- 
asien eingeführt. 
Auch sonst zeigt die industrielle Tätigkeit der fleißigen Bewohner 
des Thüringer Waldes eine große Mannigfaltigkeit, und es wäre un- 
möglich, alle die Erzeugnisse zu nennen, die hier verfertigt werden. Man 
darf aber nicht annehmen, daß diese Arbeit immer reichlich lohnt. Manch 
eine Familie fristet nur ein kärgliches Dasein. Das zeigt sich besonders 
in der Spielwarenindustrie. Hier müssen Frau und Kinder den Vater 
in der Arbeit eifrig unterstützen (Hausindustrie), damit die Familie sich 
notdürftig ernähren kann. 
Am Südabhang des Thüringer Waldes, auch im Tale der Jtz 
(Main) und der Werra, wird vorwiegend Landwirtschaft betrieben, 
da der Boden recht fruchtbar und das Klima mild ist. Doch wird die 
Wasserkraft der Bäche, die von den Höhen des Gebirges der Werra zu- 
fließen, auch zum Treiben industrieller Anlagen ausgenutzt. Dahin ge- 
hören Sägemühlen, Papierfabriken, Spinnereien, Webereien 
u. a. gewerbliche Betriebe. 
An der Jtz liegt das schöne Koburg. Wir erwähnten es schon, 
als wir die Feste Koburg anführten. Es hat außerordentlich schöne 
Bauten und Anlagen. Es ist abwechselnd mit Gotha die Residenz des 
Herzogs. Auch seine Umgebung ist selten anmutig. Im Tale der Werra 
sind die wichtigsten Siedlungen Hildburghausen (Herstellung landwirt- 
schaftlicher Maschinen), Meiningen, die Hauptstadt des Herzogtums 
Sachsen-Meiningen, in einem engen Tale reizvoll gelegen, industriell 
weniger bedeutsam, und der Badeort Salzungen mit einer bedeutenden 
Saline. Die Solquellen werden als Getränk oder in Bädern bei Skrosu- 
lose, Tuberkulose, Katarrhen der Atmungsorgane und ähnlichen Erkran- 
kungen oft mit rechtem Erfolge angewendet. 
Ergebnis. Der Thüringer Wald, die Fortsetzung des Franken- 
Waldes, streicht in nordwestlicher Richtung von der Werraquelle bis 
zum ersten Werraknie. Er zeigt eine deutliche Kammbildung. Die be- 
deutendsten Erhebungen, der Beerberg (983 m), der Schneekopf (976 m) 
und der Jnselsberg (915 m) ragen nur wenig über den eigentlichen 
Kamm des Gebirges hinaus. 
Der Thüringer Wald ist eines der schönsten und lieblichsten Ge- 
birge unseres Vaterlandes. Man nennt ihn den „Park Deutschlands". 
Fruchtbare Täler mit wohlbestellten Äckern und saftigen Wiesen wechseln 
anmutig mit bewaldeten Bergen. Von den Bergen gewährt der In- 
selsberg den herrlichsten Rundblick. Kein Gebirge ist in allen Teilen 
so gebahnt wie der Thüringer Wald. Zahlreiche Straßen durchschneiden 
ihn. Viele schöne Spaziergänge führen zu herrlichen Aussichten. 
Seine Wasseradern eilen zur Saale (Elbe), Werra (Weser) und 
zum Main (Rhein). Zu den schönsten Flutztälern des Thüringer Waldes 
gehört das Schwarzatal (Schwarzburg). 
Das Klima ist verhältnismäßig mild. Die Wälder gewähren 
guten Schutz.
	        
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