4. Das Deutschtum im Auslande 
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Aber auch lockender Verdienst zog noch von 1870 bis 1882 ganze 
Heere deutscher Auswanderer an. 1882 betrug die Einwanderung über 
eine Viertelmillion. 1902 war sie auf 35000 gesunken. Die Zahl der 
Deutschamerikaner mag etwa 12 Millionen betragen. Sie fühlen sich selbst¬ 
verständlich als amerikanische Staatsbürger und haben sich in dem Deutsch¬ 
amerikanischen Nationalbund von 1901 vereinigt. 
Dieser Bund bezweckt die Erhaltung von deutscher Sprache und Kultur. Deutsche 
Kirche und deutsche Schule sollen als wertvollste Besitztümer den Deutschamerikanern 
gewahrt bleiben. Diese Wahrung deutscher Kulturgüter hat Bedeutung sür das Deutsch¬ 
tum und seine Verbreitung in der ganzen Welt. Auch das Mitempfinden mit den 
Geschicken des Stammlandes dürfte nicht ohne jeden Wert sein. Außerdem kann dem 
infolge des Kabelmonopols übermächtigen Einfluß Englands auf die öffentliche Mei¬ 
nring durch den deutschen Rückhalt begegnet werden. 
<i) Die Deutschen in Südamerika. 
In Südamerika haben sich die Deutschen in Brasilien, Argentinien, Chile an¬ 
gesiedelt. Sie alle dienen als Wegebereiter für deutsche Kultur und Sprache. 
In Brasilien sind sie in ihrer Gesamtzahl 500000 Kopse stark, be¬ 
sonders im Süden des Landes in Santa Catharina, Parana, Rio Grande 
do Sul vertreten. 
Die landwirtschaftliche Tätigkeit blüht hier mächtig auf. Diese Deutschen sind 
in starkem Maße Verbraucher deutscher Jndustrieerzeugnisse. 
Auch die Plantagenwirtschaft erfreut sich der lebhaftesten Pflege durch deutsche 
Hand. In Parana und Sao Paulo haben deutscher Handel und deutsches Hand¬ 
werk eine Stätte gefunden. In allen Städten haben die Deutschen starken Anteil 
am Handelsverkehr. Deutsche Gelehrte, deutsche Geistliche entfalten eine segensreiche 
Wirksamkeit. 
In Argentinien gedeihen deutsche Ansiedlungen seit der Mitte des 
19. Jahrhunderts. Die Zahl der Deutschsprachigen dürfte 100 000 be¬ 
tragen. 
Sie nehmen eine bedeutende Stellung in Handel und Gewerbe ein. Deutsche 
Industrie hat in Buenos Aires ebenso wie deutsche Wissenschaft und deutsche militä¬ 
rische Ausbildung einen wichtigen Platz inne. 
Die Deutschchilenen werden auf etwa 30 000 geschätzt. 
Sie haben hier das unbebaute Land erschlossen, sind in Handel und Industrie 
erfolgreich tätig gewesen, die wichtigsten Schiffslinien sind die deutschen. Heer und 
Bildnngswesen sind deutsch beeinflußt. Für das Deutschtum im Auslande ist somit 
das lateinische Südamerika von größter Bedeutung. 
v) Ter deutsche Kaufmann im Auslande. 
Der Welthandelsgeist hat die Deutschen ins Ausland getrieben. In 
allen Teilen des britischen Weltreiches hat der deutsche Kaufmann Fuß 
gefaßt, in allen kolonialen Handelsplätzen ist er vertreten. 
In Britisch-Jndien wie in Kanada treffen wir ihn an. In Australien 
hat er Anteil am Großhandel. Im englischen Südafrika sind die Deutschen an 
Großbanken, Goldminen, am Großhandel (Wollausfuhr) maßgebend beteiligt. 
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