Full text: Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas (Teil 2)

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einer See- mit denen einer günstig gelegenen Landstadt." Zur Römerzeit 
war sie schon eine berühmte Handelsstätte. Tacitus nennt sie eine „durch 
die Menge der Kaufleute und den Handelsverkehr äußerst berühmte Stadt". 
Bis hierher macht sich die Flut in der trichterförmigen Mündung der 
Themse bemerkbar, und die größten Seeschiffe können in dieser Zeit London 
erreichen. Mächtige Docks (Bassins) ermöglichen ein schnelles Aus- und 
Einladen der Schiffe, die aus allen Weltteilen hier einlaufen. In den 
großen Lagerhäusern sind die Erzeugnisse aller Länder, wie australische 
Wolle, Seide, Baumwolle, wertvolle Hölzer, Gewürze, Tabak, Kaffee, 
Indigo it. v. a. aufgespeichert. In London kann man Angehörige aller Nationen 
sehen — es ist ein internationaler Hafen- und Handelsplatz. Diese erste 
Handelsstadt der Welt, deren Warenverkehr der bedeutendste auf dem 
ganzen Erdenrund ist, ist auch durch zahlreiche Eisenbahnen und Kanäle 
mit dem industriellen Nordwesten, mit Neuengland, verbunden, damit die 
Schiffe, nachdem sie gelöscht haben, wieder hinausfahren können, mit 
industriellen Erzeugnissen reich beladen, um diese fremden Ländern sowie 
den eigenen Kolonien zuführen zu können. Außerordentlich günstig ist 
es ferner, daß auch die bedeutendsten Hafenplätze des europäischen Kon- 
tinents (welche?) nahe liegen. (Bedeutung!) 
Die Fläche, auf welcher sich die Stadt erhebt, ist mehr als 
4^mal so groß als die Berlins. In London wohnen aus einem 
qkm etwa nur halb soviel Menschen wie in Berlin. Hier sind auch 
die sogenannten Mietskasernen nicht in dem Maße zu finden wie in 
Berlin. Der Engländer liebt ein bequemes Wohnen. Am liebsten 
hat er ein Haus für sich und einen Garten dazu. Daraus erklärt sich 
der weitläufige Bau der Stadt. Man sieht viele zwei- und auch einstöckige 
Häuser in der Stadt. Deswegen kann man London trotz häufiger Nebel 
und vielen Fabrikrauchs doch eine gesunde Stadt nennen. Die Vor- 
städte führen mit ihren Anlagen und Gärten allmählich in das Land 
hinüber. Daß es natürlich — wie in allen Weltstädten — auch in London 
nicht an engen Straßen und Gassen fehlt, wo Armut, ja Not und Elend 
herrschen, wo die Menschen kaum eine ärmliche Lagerstätte ihr eigen 
nennen, ist selbstverständlich. 
Etwa 11000 Straßen durchziehen die Riesenstadt, die sich auf beiden 
Seiten der Themse ausdehnt. 19 Brücken und 5 Tunnels ermöglichen 
den Verkehr zwischen den Stadtteilen, die durch den Fluß getrennt sind. 
Ungeheuer groß ist an Wochentagen das Gewühl in den Straßen, be- 
sonders in der City, welche den Kern der Stadt bildet. Hier hat der 
Großhandel seinen Sitz. Hier befinden sich Tausende und aber Tausende 
von Läden, Warenlagern und Schreibstuben. Die Kaufleute haben aber 
ihre Wohnungen zumeist außerhalb der Stadt, in den Vororten. Morgens 
suchen sie ihre Geschäfte auf, wohin sie einen Fahrweg von oft mehr als 
einer Stunde zurückzulegen haben, um dann am Abend nach erledigten 
Geschäftsabschlüssen wieder auf demselben Wege in ihr Heim und in ihre 
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. II. 14
	        
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