Full text: Physische und politische Erdkunde der außerdeutschen Länder Europas und Amerikas (Teil 2)

— 245 — 
Seewege. Über das unwegsame Hochgebirge führen mehrere Bahnen. Die 
bekanntesten Linien sind Drontheim—Kristiania, Drontheim—Stockholm 
und Kristiania—Bergen (im Bau). 
Der Norweger ist ehrlich, gastfrei und selbstbewußt. Er hält fest 
an den eigentümlichen Sitten und Gewohnheiten der Borfahren. Sein 
ernster Sinn entspricht der Natur des Landes. Mut und Tatkraft, 
Vaterlandsliebe und Frömmigkeit zeichnen ihn weiterhin aus. Er gehört 
zur lutherischen Kirche. Und trotz der vielen Hindernisse, die ebenfalls 
in der Natur des Landes begründet liegen, steht doch die Volksbildung 
in Norwegen sehr hoch. Soweit die Eltern nicht für die Schulbildung 
sorgen, tun dies Wanderlehrer, Schulen und die Universität 
Kristiania. Ans allen Wissensgebieten gibt es gelehrte Norweger (Dichter 
Ibsen und Björnson). Auch als Künstler haben sie Großes geleistet. 
Norwegen ist seit 1905 ein selbständiges, konstitutionelles 
Königreich mit einem Parlament, dem Storthing (d. h. große Ver¬ 
sammlung). Seit 1907 nehmen auch die Frauen, sofern sie selbständig 
erwerben und Steuern zahlen, an den Wahlen zum Parlamente teil. 
Die bedeutendsten Siedlungen Norwegens (das Land ist arm an 
Städten) liegen naturgemäß am Meere. Im Innern des Landes sind 
vor allem Kongsberg (Silber), südwestlich von Kristiania, und Röros 
(Kupfer), südöstlich von Drontheim, erwähnenswert. Die durchschnittliche 
Dichte der Bevölkerung beträgt nur 7 auf 1 qkm und ist somit die 
geringste in Europa. Die Hauptstadt des Landes ist Kristiania, 
(230 000 Einw.). Es ist die einzige Großstadt Norwegens. Es liegt am 
Kristiania-Fjord und hat eine herrliche Umgebung. Zu Beginn des vorigen, 
Jahrhunderts hatte es nur etwa 10 000 Einwohner. Die Gegend um 
Kristiania ist die fruchtbarste und bevölkertste Landschaft Norwegens. 
Auch treffen hier wichtige Täler und natürliche Verkehrswege zusammen. 
Daraus erklärt sich das schnelle Aufblühen der Stadt. Sie ist mit Dront- 
heim, Bergen (siehe oben!), Stockholm und Gotenburg durch Eisenbahnen 
verbunden, und Schiffahrtswege führen nach Kopenhagen, Hamburg, 
Bremen, London und anderen wichtigen Handelsplätzen. Kristiania hat dazu 
eine Universität und zahlreiche andere Bildungsstätten aufzuweisen. 
Es besitzt auch zahlreiche industrielle Anlagen. Ausgeführt werden besonders 
Holz und Erze. Zur Einfuhr gelangen Getreide, Kolonialwaren und 
industrielle Erzeugnisse. Drammen (Schiffsbau) und Frederikshald 
(Festung) liegen noch in Kristianias weiterer Umgebung. Das süd- 
westlich von Kristiania gelegene und durch seine Silbergruben bekannte 
Kongsberg erwähnten wir bereits. An der Südküste Norwegens liegt 
Kristiansand. Es hat einen günstigen Hafen. An der Westküste nennen 
wir zunächst Stavanger. Von hier erfolgt eine bedeutende Heringsaus- 
fuhr. Bergen (70000 Einw.) ist die zweitgrößte Handelsstadt Norwegens. 
Man nennt sie wohl das „Hamburg Norwegens". Hier entwickelt 
sich ein besonders reges Leben, wenn die Fischzüge im Norden vor¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.