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Seewege. Über das unwegsame Hochgebirge führen mehrere Bahnen. Die
bekanntesten Linien sind Drontheim—Kristiania, Drontheim—Stockholm
und Kristiania—Bergen (im Bau).
Der Norweger ist ehrlich, gastfrei und selbstbewußt. Er hält fest
an den eigentümlichen Sitten und Gewohnheiten der Borfahren. Sein
ernster Sinn entspricht der Natur des Landes. Mut und Tatkraft,
Vaterlandsliebe und Frömmigkeit zeichnen ihn weiterhin aus. Er gehört
zur lutherischen Kirche. Und trotz der vielen Hindernisse, die ebenfalls
in der Natur des Landes begründet liegen, steht doch die Volksbildung
in Norwegen sehr hoch. Soweit die Eltern nicht für die Schulbildung
sorgen, tun dies Wanderlehrer, Schulen und die Universität
Kristiania. Ans allen Wissensgebieten gibt es gelehrte Norweger (Dichter
Ibsen und Björnson). Auch als Künstler haben sie Großes geleistet.
Norwegen ist seit 1905 ein selbständiges, konstitutionelles
Königreich mit einem Parlament, dem Storthing (d. h. große Ver¬
sammlung). Seit 1907 nehmen auch die Frauen, sofern sie selbständig
erwerben und Steuern zahlen, an den Wahlen zum Parlamente teil.
Die bedeutendsten Siedlungen Norwegens (das Land ist arm an
Städten) liegen naturgemäß am Meere. Im Innern des Landes sind
vor allem Kongsberg (Silber), südwestlich von Kristiania, und Röros
(Kupfer), südöstlich von Drontheim, erwähnenswert. Die durchschnittliche
Dichte der Bevölkerung beträgt nur 7 auf 1 qkm und ist somit die
geringste in Europa. Die Hauptstadt des Landes ist Kristiania,
(230 000 Einw.). Es ist die einzige Großstadt Norwegens. Es liegt am
Kristiania-Fjord und hat eine herrliche Umgebung. Zu Beginn des vorigen,
Jahrhunderts hatte es nur etwa 10 000 Einwohner. Die Gegend um
Kristiania ist die fruchtbarste und bevölkertste Landschaft Norwegens.
Auch treffen hier wichtige Täler und natürliche Verkehrswege zusammen.
Daraus erklärt sich das schnelle Aufblühen der Stadt. Sie ist mit Dront-
heim, Bergen (siehe oben!), Stockholm und Gotenburg durch Eisenbahnen
verbunden, und Schiffahrtswege führen nach Kopenhagen, Hamburg,
Bremen, London und anderen wichtigen Handelsplätzen. Kristiania hat dazu
eine Universität und zahlreiche andere Bildungsstätten aufzuweisen.
Es besitzt auch zahlreiche industrielle Anlagen. Ausgeführt werden besonders
Holz und Erze. Zur Einfuhr gelangen Getreide, Kolonialwaren und
industrielle Erzeugnisse. Drammen (Schiffsbau) und Frederikshald
(Festung) liegen noch in Kristianias weiterer Umgebung. Das süd-
westlich von Kristiania gelegene und durch seine Silbergruben bekannte
Kongsberg erwähnten wir bereits. An der Südküste Norwegens liegt
Kristiansand. Es hat einen günstigen Hafen. An der Westküste nennen
wir zunächst Stavanger. Von hier erfolgt eine bedeutende Heringsaus-
fuhr. Bergen (70000 Einw.) ist die zweitgrößte Handelsstadt Norwegens.
Man nennt sie wohl das „Hamburg Norwegens". Hier entwickelt
sich ein besonders reges Leben, wenn die Fischzüge im Norden vor¬