— 121 —
(von Gießen), Ruhr (im letzten Drittel) und Lippe (oberhalb Hamm)
sind nur notdürftig schiffbar. Das deutsche Rheingebiet ist nächst
dem Elbsystem unsere wichtigste Verkehrsstraße.
cc) Da die Rheinstraße nach Holland führt, so hat man im Interesse
des Kohlentransportes nach den Nordseehäfen im Dortmund-Ems-Kanal
eine 2,5 m tiefe, für mittlere Schiffe (400—1000 t) fahrbare Wasserstraße
geschaffen und diese durch den Mittellandkanal (Rheine a. d. Ems—
Minden—Hannover—Magdeburg, bewilligt bis Hannover) mit Weser-
und Elbsystem zu verbinden gesucht. Der Weserverkehr ist gering
(1905 zählte man in Bremen etwa 900 Schiffe mit s/4 Mill. Reg.-T.,
obgleich der Fluß von Kassel an für kleine, von Münden für mittlere
und — auf 5,5 m vertieft — von Bremen an für größere Schiffe fahrbar
wird). Noch weniger konnte sich der Küstenverkehr im Wattenmeer der
Nordsee entwickeln, Zwischen Rhein und Elbe sind Dortmund-
Ems-Kanal und Weser die wichtigsten Fahrstraßen.
dd) Ostelbien hat ziemlich ungünstige Wasserverhältnisse; denn nur
die Flußstrecken unterhalb Rostock, Stettin, Danzig, Königsberg
sind für größere, die Oder^), die Warte von Landsberg und die Peene
von Demmin ab für mittlere, alle übrigen Gewässer — einschließlich der
Weichsel, des Pregels und der Memel (viel Flößholz) — nur für
kleinere Schiffe fahrbar. Außerdem wird ein großer Teil des Oder- und
Weichselverkehrs durch Kanäle (Welche?) über Berlin (I. Flußhafen des
Ostens) nach Hamburg geleitet. Gegenwärtig baut man an einem Groß-
schiffahrtsweg von Berlin nach Stettin. Die linken Nebenflüsse der
Oder sind gar nicht, Warte und Netze von der preußischen Grenze an
schiffbar. Für Ostpreußen kommen noch der Oberländische Kanal
mit dem Elbingfluß, die Alle von Allenburg, der Pregel von Jnster-
bürg und die Memel mit ihren beiden Mündungsarmen (Ruß, Gilge;
Großer, Kleiner Friedrichsgraben, Seckenburger und König-Wilhelm-
Kanal) in Betracht. — Die Ostseehäsen sind still geworden (Hansa): sie
liegen am Binnenmeer, weit ab vom Weltverkehr; das produktive Hinter-
land fehlt, und die Küstenschiffahrt macht nur etwa 1/3 des Oderverkehrs
aus. In Ostelbien entfällt der meiste Verkehr auf die Oder-
straße, und auf das Weichsel- und Ostseegebiet.
c) */5 des Binnenhandels wird von den Eisenbahnen be-
wältigt. 1906 hatten I. die Union 362, II. Deutschland 57,4, III. Ruß-
land 56,67, IV. Frankreich 47,14, V. Österreich-Ungarn 41,2, VI. Groß-
britannien 37,lmal 1OOOkm Eisenbahnen. Deutschland besitzt also
in Europa die meisten Eisenbahnen; dagegen ist das Eisenbahnnetz in
Belgien und Großbritannien dichter als bei uns. Deutschland hat auch
nächst der Union die meisten Po st an st alten. Mit seinen Fernsprech-
einrichtungen steht es an I. Stelle in der Welt; aber Rußland, Frank¬
i) Die „Oderkähne" haben 500 t Tragfähigkeit.