Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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die Beschwerlichkeit überwunden zu haben, und die schöne Aussicht, 
welche man droben hat; auch denke ich immer: Das ist nun gewiß 
der letzte Berg, der erstiegen werden muß. Geht es nun bergab, 
ja, dann sehe ich auch schon, daß noch ein neuer Berg vor mir 
liegt, welcher doch auch noch erstiegen werden muß; und das ver— 
dirbt mir den Spaß. Aber wenn wir einmal auf der letzten Höhe 
stehen und keinen neuen Berg vor uns erblicken, dann will ich 
lustiger sein als alle anderen.“ 
2. Ein andermal begegnete Eulenspiegel einem Fuhrmanne, 
der auf einem steinigen und holprigen Wege darauf losfuhr, als 
wenn das Pferd einen Pfennig gälte. Indem er an Culenspiegel 
vorüberfuhr, hielt er ein wenig an und rief diesem zu: „He, Lands— 
mann, werde ich heute abend wohl noch die Stadt erreichen?“ 
Meister Till setzte sein Käppchen zurecht und antwortete ganz ernst— 
haft: „O ja, Fuhrmann, wenn Ihr langsam fahrt.“ Der Fuhr— 
mann, welcher die Antwort nicht begriff, schalt den Eulenspiegel 
einen dummen Narren, that einen derben Fluch und hieb mit der 
Peitsche so gewaltig auf seine armen Pferde, daß diese trotz des 
schlechten Weges im Galopp weiterliefen. Als aber Eulenspiegel 
gegen Abend in die Nähe der Stadt kam, siehe, da lag der Fuhr— 
mann mit zerbrochenem Wagen auf der Straße und rief ihn an, 
ihm doch zu helfen, daß er seinen Wagen wieder instandsetzen 
könne. Dazu war CEulenspiegel bereit; aber er hielt doch auch dem 
tollen Fuhrmanne vor, daß er an seinem Unglück selbst schuld sei. 
„Sagte ich es Euch nicht,“ sprach Eulenspiegel, „daß Ihr langsam 
fahren müßtet, wenn Ihr noch in die Stadt kommen wolltet? 
Denn das Sprichwort sagt: Eile mit Weile.“ 
3. Eulenspiegel kam nach Berlin und verdingte sich bei einem 
Schneider. Dieser sagte zu ihm: „Lieber Gesell, arbeite schön und 
nähe fein, daß man es nicht sieht!“ — Hierauf kroch Eulenspiegel 
unter ein Faß und nähte im Finstern. Der Meister sprach: „Was 
treibst du? Wer hieß dich dahin kriechen?“ — Till antwortete: 
„Ihr habt mir ja geboten, zu nähen, daß es niemand sieht.“ — 
Am Abende wurde der Meister schläfrig und wollte zu Bett gehen. 
Da sprach er zum Gesellen: „Ich wünsche, daß dieser graue Bauern— 
rock noch fertig werde; mach' also den Wolf zurecht!“ — Eulen— 
spiegel war die ganze Nacht bemüht, aus dem Bauernrocke einen
	        
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