Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen

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könig genannt, weil seine Herrschaft nur einige Wintermonate gedauert 
hatte — nach Holland, wo er auf Kosten seines Schwiegervaters lebte. 
Hierhin wurde ihm die Achtserklärung nachgesandt, die der Kaiser zwei 
Monate später gegen ihn erlassen hatte. Die pfälzische Kurwürde nebst 
der Oberpfalz erhielt Maximilian von Bayern, während die Rheinpfalz 
einstweilen für den Kaiser besetzt blieb. In Böhmen hielt Ferdinand ein 
strenges Gericht über die Urheber der Empörung und vernichtete den Majestäts- 
brief. Viele Böhmen wanderten infolgedessen aus. \ 
Während in Böhmen und der Unterpfalz^Äie Sache des geächteten 
Psalzgrafen ganz daniederlag, führte Ernst von Mansfeld, den der 
entthronte Böhmenkönig zu seinem Feldherrn ernannt hatte, seine Truppen 
aus der Oberpfalz unter schrecklichen Verwüstungen durch Franken nach 
ben Rheingegenden. Nachbem er hier unb in bem benachbarten Elsaß 
furchtbar gehaust unb ber Pfalzgraf sich bei ihm eingefunben hatte, schlug 
er ben ihm nachziehenben Tilly bei Wies loch, unweit Heibelberg (1622). 
Durch seine Fortschritte ermutigt, schloß sich ihm ber Markgraf Georg 
Friebrich von Baben an. Beibe trennten sich jeboch balb toieber, 
unb ber Markgraf tourbe bei Wimpfen von Tilly gänzlich geschlagen. 
An seine Stelle trat ber junge Ehr ist i an von Braunschweig. Um 
sich mit Ernst von Mansfelb zu vereinigen, zog berfelbe burch Westfalen, 
bas er mit schweren Branbschatzungen heimsuchte, nach ber Pfalz unb traf 
enblich, nachbem er bei Höchst im Kampfe gegen Tilly bie Hälfte seines 
Heeres verloren, mit Maneselb zusammen. Unterbessen hatten Englanb, 
Dänemark unb Sachsen mit bem Kaiser Unterhanblungen über bie Wieber¬ 
einsetzung Friebrichs in seine Erblänber angeknüpft, unb Ferbinanb ver¬ 
langte vor allem, baß ber Pfalzgraf bie betben Sönberverwüster aus seinem 
Dienst entlasse. Friebrich gab bieser Forberung nach, unb bie Entlassenen 
traten, nachbem sie ihre Verwüstungszüge am Rhein noch eine Zeitlang 
fortgesetzt, in hollänbische Dienste. Währenb Mansselb balb toieber in 
Westfalen einbrach, beschloß Christian von Braunschweig, nach Böhmen zu 
ziehen, um im Verein mit Bethlen Gabor ben Pfalzgrafen wieber auf ben 
Thron zu erheben. Der Kurfürst von Sachsen verweigerte ihm jeboch ben 
Durchzug burch feine Sänber, unb so sah er sich zur Rückkehr genötigt. 
Ehe er sich aufs neue mit Mansfelb vereinigen konnte, wurde er bei 
Stabt lohn von Tilly angegriffen unb gänzlich geschlagen (1623). Mans¬ 
felb entließ hierauf gleichfalls seine Truppen unb ging nach Lonbon, währenb 
Christian sich nach Paris begab. 
2. Der nicdersächsisch-dänische Krieg (1625—1629). 
^ ' Durch Frankreichs unb Englanbs feinbliche Haltung gegen Österreich 
zu neuen Hoffnungen ermutigt rüsteten bie niebersächsischen Stäube, bie 
seit bem Pafsaiter Vertrage verschobene katholische Stifte eingezogen hatten 
unb bie noch übrigen norbbeutfchen Bistümer sich gleichfalls anzueignen
	        
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