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sind vielbesuchte Badeorte (erfrischende Luft, bedeutender Salzgehalt,
scharfer Wellenschlag). Die Bewohner gelten als wetterfeste Schiffer und
Fischer. Eigenartig sind die Halligen, kleine, oft überflutete, nur
1—2 m über den Wasserspiegel ragende, teilweise bewohnte Marschinseln,
die man wegen ihrer Bedeutung als Wellenbrecher durch Aufmauern der
Ufer oder durch Verbindungsdämme behufs Schlickanfammlung zu schützen
bzw. zu vergrößern sucht. 70 Km westlich von hier ragt Helgoland,
eine aus Zechstein und Trias (rotem Ton und grauweißem Mergel) be-
stehende, 60 m steil abstürzende, 1/2 qkm große Felsklippe mit zer-
klüftetem I^>V-Rand, aus dem Meere hervor. Im 30 liegen die „Ober-
und Unterstadt" (2000 Einwohner) und weiterhin die „Düne"
(Badeanlagen). Die Bewohner dieser 1890 erworbenen Insel nähren
sich von den Erträgen des Fremdenverkehrs (10000—•15 000 Badegäste),
von Fischfang und Schafzucht. Helgoland schützt die Mündungen der
Jade, Weser, Elbe und des Kaiser-Wilhelmkanals; es ist darum ein be¬
deutender Flottenstützpunkt (Signal- und Kohlenstation, Strandbatterien,
Leuchtturm). Auf den Friesischen Inseln herrscht ein reges
sommerliches Badeleben; Helgoland ist auch strategisch wichtig.
b) Das Wattenmeer breitet sich zwischen dem früheren
und dem heutigen Meeresstrande aus. Als Sturmfluten die Wasser-
wogen über das Land trieben, da rissen sie nur die 5—10 m dicke, lose
Marschlandschicht ab und schufen das Wattenmeer, das zu Zeiten der Ebbe
seinen festen Ton-, Sand- und Torfgrund zeigt. Dann gehen die Strand-
bewohner hinaus auf den verlassenen Meeresgrund oder an die Watt-
ströme (Prielen), um Fische zu fangen oder Muscheln zu suchen, ja
Neuwerk, Norderney (Post) u. a. Inseln haben ständige Wagenverbin-
düngen mit dem Festlande eingerichtet. Wanderungen im Wattengebiet
sind aber wegen der schnell eintretenden Seenebel und Springfluten zu-
zeiten recht gefährlich. Durch das seichte Wattenmeer werden
Schiffahrt und Verkehr gehindert.
c) Der Ufersaum der deutschen Nordsee bestehr aus frucht-
barem Marschland.
aa) Entstehung. In einer Breite von 10—20 km zieht sich das
fruchtbare Marschgebiet an der Meeresküste entlang (Seemarsch). Es
reicht an der Ems bis Papenburg, an der Weser fast bis Bremen, an
der Elbe bis über Lauenburg hinaus und begleitet auch den Lauf der
Eider (Flußmarsch). Der feine Tonschlamm der Marsch liegt anf torfigem
Untergrund (Darg) und ist in der Hauptsache ein Erosionsprodukt der
Flüsse, das infolge der scharfen Gezeitenbewegung aus den Wasferläufen
in die See gespült und dann am Strande wieder abgelagert wird.
Fehlten Ebbe und Flut (wie z. B. in der Ostsee), so würden die Flüsse
ihren Schlamm zur Deltabildung verwenden (vgl. Memel, Weichsel, Oder).
Der Marschboden besteht bis zu 50°/o aus organischen Stoffen. Dies
rührt daher, daß in dem Brackwasser der einmündenden Flüsse die In-