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§ 358
5. Pflanzenwelt. Die Pflanzenwelt darf auch hier üppig genannt werden. Steppen,
die im Vorland bis zu 3 m hohe Grasgewächse haben, und Urwälder wechseln miteinander
ab. Auch finden sich bis zum Fuß des Gebirges ganze Wälder der so wichtigen Ölpalme
(Abb. 3, § 357; s. auch bei Kamerun, § 350; vgl. auch die Ausfuhrtabelle unten). An
der Küste wird die Kokospalme sehr gepflegt, von der man nach und nach an 200 Taus.
Stück angepflanzt hat. Ein Charakterbaum der Steppe ist der Affenbrotbaum (f.
unten), der hier verhältnismäßig noch zahlreicher auftritt als in unfern andern asri-
kanifchen Kolonien.
Der Affenbrotbaum oder Baobab, Adansonia digitata (f. Abb. 1 u. 2, § 357), ist wie die
Olpalme besonders in Westasrika, namentlich im Sudan, zu Hause, findet sich aber auch im O. und
reicht südwärts fast bis an den Wendekreis. Er ist der mächtigste aller Bäume. Zwar seine
Höhe (bis zu 22 in) wird vou manchen anderen Bäumen übertroffen, z. B. von der Mammutfichte
Kaliforniens und dem Riesengummibaum Australiens, der 100 bzw. 140 m hoch wird, aber
kein anderer erreicht diesen mächtigen Stammesdurchmesser (bis 14 m), der die Stammes¬
höhe (bis 8 m) sehr oft übertrifft, diese ungeheure Krone, deren Durchmesser 40—50 m
beträgt, diese Aststärke von Baumesdicke. Der Baum ist überall bei deu Eingeborenen ein
Gegenstand der Verehrung nnd dient, da er leicht hohl wird, oftmals als Wohnung. Auch
hängt man in den hohlen Stämmen die Leichen von Zauberern auf, um mit ihrem Gebein
die Erde nicht zu entweihen. „Die Leichen trocknen darin aus uud werden ohne weitere Zu-
bereituug zu Mumien." Die Baobabs erreichen von allen Bäumen das höchste Alter; man
hat Stämme gefunden, denen man ein Alter von über 5000 Jahren zuschrieb. Das Holz ist
weich und schwammig. — Die weißen, malvenartigen Blüten — der Baum gehört zu den Malven-
gewächsen — sind sehr groß, die Früchte werden bis zu 1/2 m lang und gleichen einer dickbauchigen
Gurke. Das säuerliche Fruchtmark ist ein beliebtes, durststillendes Nahrungsmittel und eine
Lieblingsspeise der Affen, daher auch wohl der Name des Baumes. Aus den Blättern
bereiten die Eingeborenen ein wie Braunkohl schmeckendes Gemüse. Der zähe Bast wird
zu Stricken verarbeitet.
6. Tierwelt. Die Tierwelt ist im großen uud ganzen dieselbe wie in Kamerun. Statt
des Gorilla und Schimpansen treffen wir hier den Pavian. Unter den Vögeln des Hochlandes
fällt der riesige Nashornvogel auf, der 1% m klaftert.
c) Bewohner. Erzeugnisse. Handel. Ortschaften.
1. Bewohner und Bodenbenutzung. Die Bewohner gehören den Sudan- § 358
negern an, stehen kulturell verhältnismäßig sehr hoch und sind besonders an der
Küste (der Stamm der Ewe) sehr friedlich. Im N., im Gebiet des einstigen
Haussastaates (§ 351 Fuß), herrscht, wie im N. Kameruns, der Einfluß der
mohammedanischen Fulbe (Fellata) vor.
Die einheimische Bevölkerung baut Mohrenhirse (§ 330), Mais, auch etwas
Reis, Bananen, Mms oder Süßkartoffeln (§ 331), Xaro1), ferner Kohl, Spinat,
Bohnen, auch Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle. Ein allbeliebtes Genußmittel, hier
wie in ganz Westafrika, ist die Ko lanuß, die Frucht des Kolabaumes^). Die Euro-
päer ziehen vor allen Dingen Kautschukbäume und Kokospalmen und versuchen
es neuerdings auch mit der Baumwollkultur (s. Abb. § 358). Die Baumwoll-
1) Taro oder Kalo (Arum colocasia), ein kallaartiges Gewächs, uuferm Gefleckten Aaron
verwandt, gehört gleich den Yamswurzeln zu denjenigen Knollengewächsen, die in den Tropen
unsere Kartoffel vertreten.
2) Die Kolanuß wirkt gleich dem Kaffee und Tee anregend auf das Nervensystem und
scheint den Negern ganz unentbehrlich zu sein, so daß sie überallhin verhandelt wird, wo Neger
wohnen, z. B. nach Australien. In Timbuktu ist sie neben Salz uud Goldstaub der wichtigste
Handelsgegenstand.