— 224 —
Hanf und Baumwolle; außerdem wird Tabak angebaut, der be-
sonders zu Zigaretten verarbeitet wird. Die ummauerten Haus-
gärten sind dicht erfüllt von herrlichen Fruchtbäumen: Orangen-,
Granat- und Feigenbäumen. Geschätzt werden die Suntakazie,
deren sestes Holz zum Zimmern der Barken benutzt wird, und
die pilzähnliche Sykomore, die Spenderin kühlen Schattens.
Überall aber, vereinzelt und in Gruppen, erscheint die Dattel-
palme, welche durch ihr Holz, ihr Blattwerk und ihre Früchte
zu den nutzbarsten Pflanzen Ägyptens gehört.
Die Altägypter, Hamiten, werden noch heute mehr
oder weniger rein von der Bauernbevölkerung, den Fellachen,
am reinsten von den städtebewohnenden christlichen Kopten ver-
treten, Ihnen nähern sich die Bewohner des nubischen Niltales,
die sich Barabra nennen. Die semitischen Araber finden sich
sast rein in Kairo; die Türken, die Herrschenden im Lande,
sind die Würdenträger und leben namentlich in den größeren
Städten.
Staatenkundliches. Ägypten ist ein tributpflichtiger Vasallenstaat
der Türkei, untersteht aber vollständig dem englischen Einflüsse. Die Spitzen
der Behörden sind englische Beamte, und das Heer ist ganz in englischen
Händen. Ohne den ägyptischen Sudan hat es einen Flächeninhalt von
1 Mill. qkm mit 11 Mill. Einwohnern, Die Hauptstadt ist Kairo (Masr-el-
Kahero — die siegreiche Hauptstadt) □ (650), die größte Stadt Afrikas
und der arabischen Welt, die zweite Hauptstadt des türkischen Reichs, die
Residenz des Chediv. Der Haupthafenort des Landes ist Alexandria
^Alexandrien) □ (338). Vor Eröffnung des Sueskanals vermittelte A. den
Verkehr zwischen Europa und Indien durch die nach der Hafenstadt Sue s
(sucs) führende Eisenbahn. Am Eingange in den Kanal aus dem Mittel-
ländischen Meer liegt Port Said Q.
Kairo liegt am Eingänge in das Niltal und lehnt sich an den w-en
Abhang des malerischen Mokattamgebirges, eines Ausläufers des Wüsten-
plateaus zwischen Nil und Rotem Meer, Die ältesten Stadtteile mit dem
orientalischen Gewirre krummer und sehr enger Gassen liegen auf den
Abhängen des Gebirges. Zum Nil hinunter zieht sich die fast ganz euro-
pLischen Charakter tragende Neustadt, mit breiten, regelmäßigen Straßen
und prächtigen Palästen, Uberragt wird die Stadt von der Zitadelle mit
der „Alabastermoschee", deren zwei sehr schlanke Minarets das Wahrzeichen
Kairos bilden. W von Kairo Gizeh (dschiseh), von dem eine schnurgrade
Straße westwärts zu den Pyramiden am Rande der Wüste führt.
Wegen des milden Klimas (12« C. im Januar) ist K. als Winterkurort
ssür Lungenkranke geschätzt.
vie 5itlasländer.
Den äußersten NW Afrikas, zwischen zwei Meeren und dem
Sandozean der Wüste, nehmen die Landschaften des Atlas ein.
Der Atlas ist ein Kettengebirge, länger als die Alpen, doch nicht
so hoch. Er zieht als Fortsetzung des Apennin vom Mittelländischen
Meer bis zum Atlantischen Ozean. Die parallelen Ketten um-
schließen ein dürres Steppenhochland mit abflußlosen Salzsümpfen,
den Schotts, wegen der großen Verbreitung des Halfagrases
auch mit dem Namen Halfagebiet belegt. Die Stufen der
Küstenkette sind wasserreich und wohlbebaut und werden in Algerien