Full text: Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr (Teil 2, Abt. 1)

— 138 — 
Eine Eigentümlichkeit des O.-Ufers ist der Kara Bugas, ein Busen, der 
durch zwei Halbinseln von dem See getrennt und nur durch einen schmalen Ein- 
gang mit ihm verbunden ist. In dem somit fast abgeschlossenen Becken ist die 
Verdunstung so groß, daß das Wasser nicht weniger als 28,5 o/0 Salz enthält, 
während der Salzgehalt im übrigen s.-en Teile 1,3 °/0 beträgt. 
Die Flüsse Sibiriens (welche?) gehören sämtlich dem offenen 
Ozean an. Sie sind sehr wasserreich und schiffbar; doch wird ihre 
Bedeutung für den Verkehr durch die lange Dauer der Eisdecke und 
durch den Umstand, daß sie in ein fast das ganze Jahr vom Eise 
gefesseltes Meer münden, sehr eingeschränkt. Den Mittellauf des 
Tobol, des Jrtysch, des Ob, des Jenissei und (von Jrkutsk an) den 
Baikalsee (bis Kiachta) benutzt der „ sibirische Trakt", der frühere 
Haupthandelsweg Sibiriens. 
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das ganze Gebiet hat ein 
ausgesprochen kontinentales Klima und zeichnet sich durch die großen 
Gegensätze in Sommer- und Winter-, Tages- und Nachttemperatur 
aus. Das s.-e Turan hat ein Julimittel von 30° wie Nordafrika; 
auch im übrigen Turan erreicht es noch 26°, wahrend die mittlere 
Januartemperatur von — 0,6° bis — 0,8° dem des w.-en Mittel- 
europas gleicht, das doch 10 Breitengrade nördlicher liegt. Die Ur- 
fache liegt hier in der völlig kontinentalen Lage und in der Lagerung 
der Gebirgswälle im S. und O. Jede mildernde Einwirkung des 
Meeres ist ausgeschlossen, die Regenmengen sind gering (Taschkent 
330 min, im Innern wenig mehr als 100 mm). Da nun auch der 
größte Teil der Niederschläge im Winter fällt, der Sommer fast 
regenlos ist, so erklärt sich das Vorwalten der Steppen und Wüsten 
zwischen dem Kaspisee und Zentralasien. Sanddünen, Salztennen 
und trockene Salzseebecken dehnen sich weithin in den Wüsten zwischen 
Syr und dem s.-en Randgebirge aus; nur wo das Grundwasser vor- 
Händen ist, zeigt sich pflanzliches Leben. Die wichtigste Pflanze ist 
der Saxaul, ein 3 — 6m hohes Bäumchen mit blattlosen, Reisig- 
bündeln ähnlichen Zweigen und einer außerordentlich saftreichen 
Rinde, die den Wüstenmäusen, Antilopen und Kamelen das Wasser er- 
setzen muß. Wo aber die Flüsse mit ihrem belebenden Naß den 
Boden durchtränken, da entstehen Oasen, in denen man Melonen, 
Weizen, Hirse, Reis, Baumwolle, Aprikosen, Trauben, Pfirsiche, Gra- 
natäpfel und Feigen in reichlicher Menge baut. 
Mit zunehmender Breite nimmt die mittlere Jahreswärme ab, 
die Feuchtigkeit zu; deshalb ist die Kirgisensteppe eine Grassteppe, 
die nur im Hochsommer zur sonnendurchglühten Wüste wird. Da 
noch viele Salzseen und -Lachen über die Steppe verstreut liegen, 
so beleben große Viehherden das Grasland, deren schlimmster Feind 
die winterlichen Schneestürme, die Burane, sind. 
In Sibirien entspricht zwar die mittlere Juliwärme der des 
mittleren und n.-en Europa; aber der Winter weist Temperaturen 
auf, wie sie nur im n.-sten Amerika zu sinden sind, ja sie sinken in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.