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Eine Eigentümlichkeit des O.-Ufers ist der Kara Bugas, ein Busen, der
durch zwei Halbinseln von dem See getrennt und nur durch einen schmalen Ein-
gang mit ihm verbunden ist. In dem somit fast abgeschlossenen Becken ist die
Verdunstung so groß, daß das Wasser nicht weniger als 28,5 o/0 Salz enthält,
während der Salzgehalt im übrigen s.-en Teile 1,3 °/0 beträgt.
Die Flüsse Sibiriens (welche?) gehören sämtlich dem offenen
Ozean an. Sie sind sehr wasserreich und schiffbar; doch wird ihre
Bedeutung für den Verkehr durch die lange Dauer der Eisdecke und
durch den Umstand, daß sie in ein fast das ganze Jahr vom Eise
gefesseltes Meer münden, sehr eingeschränkt. Den Mittellauf des
Tobol, des Jrtysch, des Ob, des Jenissei und (von Jrkutsk an) den
Baikalsee (bis Kiachta) benutzt der „ sibirische Trakt", der frühere
Haupthandelsweg Sibiriens.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das ganze Gebiet hat ein
ausgesprochen kontinentales Klima und zeichnet sich durch die großen
Gegensätze in Sommer- und Winter-, Tages- und Nachttemperatur
aus. Das s.-e Turan hat ein Julimittel von 30° wie Nordafrika;
auch im übrigen Turan erreicht es noch 26°, wahrend die mittlere
Januartemperatur von — 0,6° bis — 0,8° dem des w.-en Mittel-
europas gleicht, das doch 10 Breitengrade nördlicher liegt. Die Ur-
fache liegt hier in der völlig kontinentalen Lage und in der Lagerung
der Gebirgswälle im S. und O. Jede mildernde Einwirkung des
Meeres ist ausgeschlossen, die Regenmengen sind gering (Taschkent
330 min, im Innern wenig mehr als 100 mm). Da nun auch der
größte Teil der Niederschläge im Winter fällt, der Sommer fast
regenlos ist, so erklärt sich das Vorwalten der Steppen und Wüsten
zwischen dem Kaspisee und Zentralasien. Sanddünen, Salztennen
und trockene Salzseebecken dehnen sich weithin in den Wüsten zwischen
Syr und dem s.-en Randgebirge aus; nur wo das Grundwasser vor-
Händen ist, zeigt sich pflanzliches Leben. Die wichtigste Pflanze ist
der Saxaul, ein 3 — 6m hohes Bäumchen mit blattlosen, Reisig-
bündeln ähnlichen Zweigen und einer außerordentlich saftreichen
Rinde, die den Wüstenmäusen, Antilopen und Kamelen das Wasser er-
setzen muß. Wo aber die Flüsse mit ihrem belebenden Naß den
Boden durchtränken, da entstehen Oasen, in denen man Melonen,
Weizen, Hirse, Reis, Baumwolle, Aprikosen, Trauben, Pfirsiche, Gra-
natäpfel und Feigen in reichlicher Menge baut.
Mit zunehmender Breite nimmt die mittlere Jahreswärme ab,
die Feuchtigkeit zu; deshalb ist die Kirgisensteppe eine Grassteppe,
die nur im Hochsommer zur sonnendurchglühten Wüste wird. Da
noch viele Salzseen und -Lachen über die Steppe verstreut liegen,
so beleben große Viehherden das Grasland, deren schlimmster Feind
die winterlichen Schneestürme, die Burane, sind.
In Sibirien entspricht zwar die mittlere Juliwärme der des
mittleren und n.-en Europa; aber der Winter weist Temperaturen
auf, wie sie nur im n.-sten Amerika zu sinden sind, ja sie sinken in