Object: Neuere Geschichte (3. Bdchen)

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das Großherzogtum Posen, die Rheinprovinzen, Westfalen, Pom¬ 
mern; Bayern Würzburg, die Rheinpfalz, Ansbach und Bay¬ 
reuth; Hannover, zum Königreich erhoben, erhielt Ostfriesland; 
Weimar, Oldenburg und die beiden Mecklenburg wurden Gro߬ 
herzogtümer, Frankfurt, Bremen, Hamburg und Lübeck freie 
Städte; Krakau wurde Republik; Holland und Belgien kamen 
als Königreich der Niederlande an Wilhelm I. von Oranien; 
(Sardinien wurde mit Genua vergrößert. Die Wiener Kongre߬ 
akte setzte die neuen Staatenverhältnisse fest. 
3. Napoleons Ende. Napoleon war in seiner Ver¬ 
bannung auf Elba mit der Lage der Dinge vollkommen ver¬ 
traut. Er kannte die Unzufriedenheit der Franzosen mit der 
Regierung der Bourbonen, er kannte die Anhänglichkeit des 
Volkes, besonders der Soldaten, an ihn, er kannte auch die 
Uneinigkeit der Monarchen auf dem Kongreß. Da erscholl der 
Ruf: „Napoleon ist wieder in Frankreich!" Wirklich hatte 
derselbe im Vertrauen auf sein Glück am 26. Februar 1815 
mit 1100 Mann die Insel Elba verlassen, landete ohne Hinder¬ 
nis in Cannes und zog, überall mit offenen Armen empfangen, 
geradezu auf Paris. Ludwig XVIII. mußte feine Hauptstadt 
verlassen, und am 20. März zog Nat oleon unter dem Jubel 
des Volkes in Paris ein, nachdem die gegen ihn geschickten 
Soldaten zu ihm übergetreten waren. Zwar halte er ver¬ 
sprochen, die Ruhe Europas nicht wieder zu stören, aber 
niemand glaubte ihm. Vielmehr erließen die europäischen 
Mächte eine Achtserklärung gegen ben europäischen Friedens¬ 
störer. Österreich, Preußen, England und Rußland erneuerten 
ihr Schutz- und Trutzbündnis. Der Krieg begann aufs neue. 
Gewaltige Truppeumasseu der Verbündeten drangen wieder 
nach der französischen Grenze vor, und zwar am Oberrhein 
die Österreicher unter Schwarzenberg, am Niederrhein die 
Preußen unter Blücher und in den Niederlanden die Engländer 
unter Wellington. Napoleon zog ihnen mit einem nicht minder 
großen Heere entgegen. 
Um die Vereinigung Blüchers und Wellingtons, dessen 
Heer durch die Hannoveraner, Braunschweiger und Niederländer 
verstärkt war, zu verhindern, drang Napoleon mit seinem Heere 
von 170000 Mann und 400 Kanonen gegen Brüssel vor, 
warf die Preußen unter Ziethen bis Fleurus zurück und schlug 
Blücher am 16. Juni, trotz des tapfersten Widerstandes, bei 
Ligny. Der greife Held war unter fein verwundetes und 
gestürztes Pferd zu liegen gekommen, Freund und Feind setzten 
über ihn hinweg, aber er wurde durch den Grasen Nostitz vor 
der Gefangenschaft bewahrt. An demselben Tage war auch der
	        
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