Full text: Mathematische Erdkunde und Kartenentwurfslehre (Teil 2, Abt. 2)

Anhang. 
Messungen auf der Erde und im Weltenraum. 
I^effungen auf der 6rde. 
Bei diesen handelt es sich darum, einen oder mehrere Grade 
auf der Erdoberfläche auszumessen, um hiernach Größe und Gestalt 
der Erde genauer zu bestimmen. 
Die älteste uns bekannte Gradmessung führte der alexandrinische 
Geograph Eratosthenes um 200 v. Chr. aus. Er nahm an, daß 
am Tage des Sommersolstitiums die Sonne für die Bewohner von 
Syene im Zenit stehe, während in Alexandrien, das nach seiner 
Annahme unter demselben Meridian liegen sollte, der Abstand vom 
Zenit 7 Vö °, d. i. Vso eines Kreisumfanges betrage. Da er die 
Gefichtslimen nach der Sonne wegen der großen Entfernung von 
Erde und Sonne als parallel annahm, so konnte dieser Unterschied 
nur durch die verschiedene geographische Breite bedingt sein. Es 
mußte also der Bogen zwischen Syene und Alexandrien 1/^o des 
Erdumfanges betragen. Diesen Bogen nahm er zu 5000 Stadien 
an; mithin mußte der Erdumfang 250 000 Stadien oder 40 Mill. in 
betragen. 
Dem Gedankengange des Eratosthenes folgen alle Grad- 
Messungen auf der Erde; nur bestimmt man die Lage der Orte nicht 
nach der Sonnen-, sondern nach der Polhöhe, und die Entfernung 
der Orte wird nach dem Vorgange des Niederländers Snellius 
(um 1600) durch Triangulation gemessen. 
Die Mathematik lehrt, daß ein Dreieck vollkommen bestimmt 
ist durch drei Stücke, wenn unter diesen wenigstens eine Seite ist. 
Um die Entfernung Berlin-Glienicke zu finden, wählt man nun eine 
Anzahl anderer hervorragender Punkte zwischen diesen Orten (sogen. 
Triangulationsmarken) und verbindet sie durch gerade Linien so, daß 
ein Netz von Dreiecken entsteht. Man mißt nun sehr genau irgend 
eine dieser Seiten eines Dreiecks, in Fig. 32 AB, bestimmt die 
Winkel dieses Dreiecks und berechnet mit Hilfe der Trigonometrie 
die übrigen Seiten; eine dieser Seiten wählt man wieder zum 
Ausgangspunkt und fährt so fort, bis man die gesuchte Entfernung 
gefunden hat.
	        
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