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Die von der französischen Regierung angeordneten und von
Bouguer und Condamine 1735 in Peru, von Maupertuis, Clairaut
u. a. 1736 in Lappland ausgeführten Gradmessungen geben das un-
trüglichste Zeugnis von der
Abplattung der Erde nach
den Polen hin. Die vom
französischen Nationalkonvent
verfügte Gradmessung von
Dünkirchen bis zur Insel
Formentera geschah behufs
Feststellung des Meters, das
den zehnmillionsten Teil eines
Meridianbogens zwischenÄqua-
tor und Nordpol betragen
sollte. Daneben fanden bis
in die neueste Zeit verschie-
dene andere Gradmessungen,
darunter auch solche auf deut-
schem Boden, statt, und im
Jahre 1886 sind infolge der
Aufforderung der preußischen
Regierung eine Anzahl euro-
päischer und außereuropäischer
Staaten zum Zwecke einer
internationalen Erdmes-
sung zusammengetreten.
Messungen ini Meltenrauni.
Entfernung und Größe des Mondes. Bei Anwendung ge-
wöhnlicher Meßinstrumente ist der Unterschied in der Mittagshöhe
der Sonne auf verschiedenen Breiten (s. oben?) nur bedingt durch
die verschiedene geographische Breite, wo die Gesichtslinien zur Sonne
als Parallele erscheinen. Bei der geringeren Entfernung des Mondes
jedoch hat die gleichzeitige Messung der Kulminationshöhe des Mondes
von zwei genügend weit voneinander entfernten Punkten eines
Meridians eine Neigung der Sehlinien ergeben. So betrug auf
Grund von Beobachtungen, die gleichzeitig im Jahre 1732 in Berlin
und in der Kapstadt gemacht wurden, die Neigung der Sehlinien
nach einer bestimmten Stelle des Mondes, der Winkel BMK, 1 xk °.
Durch (trigonometrische) Rechnung wurde hieraus die Entfernung
des Mondes vom Erdmittelpunkt gleich 58 Erdhalbmessern gefunden.
Bei den verschiedenen scheinbaren Größen des Mondes (S. 33)
schwankt die Entfernung zwischen 57 und 63 Erdradien, so daß der
mittlere Wert 60 mittlere Erdradien — 384 000 km beträgt.