Full text: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

traten meist unter dem tief herabhängenden Dach hervor und ließen, mit 
der rechten Hand an der Kopfbedeckung, ihr freundliches „Jambo Bwana" 
erschallen, während die Weiber, an der Erde hockend, sich eher unseren Blicken 
zu entziehen suchten. 
Neben den Feldern der Eingeborenen, unter denen auch einzelne größere 
wohlbestandene Baumwollkulturen uns besonders interessierten, kamen wir 
an einer vorzüglich gepflegten Zuckerrohrplautage eines Arabers vorbei. 
Bananen waren am Wege gepflanzt, und eine dichte Hecke von stachligen 
Ananasbüschen, mit leider erst halbreifen Früchten besetzt, grenzte die 
Pflanzung nach dem Wege zu ab. Alles machte den Eindruck, als ob die 
Arbeit der Eingeborenen sich hier reichlich lohnte uud sie bei einigem Fleiß 
sehr leicht imstande sein würden, auch Produkte für deu Weltmarkt in 
größeren Mengen zu liefern. Hier führend und fördernd in rechter Weise 
einzugreifen, wird und muß eine dankenswerte Aufgabe der Negierung und 
ihrer Wirtschaftsinspektoren sein. Jetzt waren naturgemäß die Felder nur 
von geringem Umfange und nur in nächster Nähe ihrer Hütten angelegt, 
während dahinter das 2 bis 3 m hohe Gras der Steppe wogte, aus dem 
uur hier uud da vereinzelt Gebüsch und Laubwald hervorragten. Die 
Hauptarbeit der Bewohner schien jetzt noch darin zu bestehen, müßig vor 
ihren Hütten herumzusitzen und den Tag zu verträumeu. 
Je weiter wir kamen, um so spärlicher wurden die Kulturflächen, um 
so selteuer und einfacher die Hütten. Auch fchieu mir Haltuug und Kleidung 
der Bewohner weit weniger günstig als in der Nähe des Regierungssitzes. 
Etwa drei Stunden waren wir im heißen Sonnenbrand marschiert, 
uud das Bedürfnis nach kurzer Rast machte sich — nicht auch bei unseren 
schwarzen Trägern — geltend. In einem Dorfe, in dem etwa ein Dutzend 
besonders stattlicher Hütteu zwischen Mangobäumen und Kokospalmen um 
eiuen weiten Platz herum standen, machten wir kurz Halt. Schnell brachten 
die Eingeborenen aus den Hütten große tönerne, ruude Gefäße mit Wasser 
heraus und stellten sie unseren Leuten zum Trinken hin, die mit Schöpf- 
löffeln, aus der Schale der Kokosnuß mit langem Holzstiel gefertigt, daraus 
das „erfrischende" Naß in langen Zügen tranken. Mit großem Geschick 
hatten die Askaris bald die langsam aufrückende Karawane geordnet; unsere 
Boys holten aus deu Hütteu einige Bettstellen (Kitanda) heraus, auf dereu 
bastgeflochtenen Sitzen wir es uns bequem machten, während sie selbst aus 
dem Frühstückskorbe einige Nahrungsmittel herausholten. Schöue Payayas, 
jene wohlschmeckenden melonenartigen Früchte, wurden von ihnen von den 
dicht vor uns stehenden Bäumen herabgeschüttelt und erfrischten uns wie 
die Milch einiger schnell geöffneter Kokosnüsse. Mein Boy, sonst nicht 
gerade das Muster eines umsichtigen Dieners, benutzte vorsorglich die Gelegen- 
heit, von dem Jumben des Dorfes noch einige Hühner und sogenannte 
„frische" Eier für billiges Geld einzukaufen; er zahlte, soviel ich mich er- 
innere, etwa 20 Pf. für das Huhn, wenigstens gab ich ihm so viel; ob 
er sie richtig weitergegeben hat, erscheint mir nach späteren Erfahrungen 
mehr als zweifelhaft. 
(2. Der Rufiji und seine Uferlandschaften.) Nach kurzer Rast 
giugs weiter, bis wir an den Rufiji kamen, über den wir in zahlreichen, 
im voraus heranbeorderten Einbänmen übersetzen mußten. Ein mächtiger, 
breiter Strom mit ziemlich schnellfließendem Wasser lag vor uns. Die
	        
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