Full text: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

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Eisengerüst, das, auf schräg gerichteten, eisernen Trägern ruhend, den 
Schlangenbiegnngen des Flusses folgt. Noch haben wir den Sinn dieses 
Bauwerks nicht klar erfaßt, da huscht ein großer Gegenstand aus der Ferne 
heran. Er bewegt sich eilig, und indem er näher kommt, erkennen wir einen 
mit Menschen dicht besetzten Wagen, der, in der luftigen Höhe schwebend, 
uuter dem Eisengerüste dahinfährt. Es ist die von Kommerzienrat Lange 
erdachte Schwebebahn, eine von den Wnnderbanten des Bergischen Landes, 
die sich den andern, der Kaiser-Wilhelms-Brücke bei Müngsten und den Tal¬ 
sperren, würdig anreiht, und auf die die Wuppertäler so stolz sind. Die 
Schaffung einer geeigneten Verkehrsanlage in dem engen, dicht besiedelten 
Wuppertale war eine schwierige Aufgabe, die durch die Schwebebahn in einer 
trefflichen Weise gelöst wird. Au Böcken ist eine starke Schiene freischwebend 
aufgehängt. Auf dieser Schiene rollen die Spnrräder. Je zwei hinterein- 
ander befindliche Rüder sind an einem Rahmen angeordnet, von dem über- 
aus kräftig gebaute v-förmige Träger ausgehen. An diesen sind die Wagenkästen 
so aufgehängt, daß deren Schwerpunkt genau senkrecht nnter die Schiene zu 
liegen kommt. Durch Verwenden von Drehzapsen wird es ermöglicht, daß 
selbst sehr lange Wagen außerordentlich kleine Kurven machen können. Auf 
Grund dieses Prinzips ergeben sich folgende Vorteile der Schwebebahnen: 
Die Gleisanlagen, sowie die ganzen Bahn- und Tragekonstrnktionen werden 
sehr viel leichter, einfacher und billiger als die Konstruktionen von Hoch- 
bahnen mit Doppelschienen; eine Schwebebahn behindert nicht entfernt in 
dem Maße, wie dies z. V. bei der Berliner elektrischen Hochbahn der Fall 
sein wird, Licht und Luft der Straßen; es können die Wagen, weil sie 
hängen, dnrch seitliches Ausschwingen der Zentrifugalkraft nachgeben, und 
sie stellen sich bei jeder Geschwindigkeit immer genau nach der tatsächlich 
eintretenden Zentrifugalkraft schief; infolgedessen können selbst die engsten 
Krümmungen mit beliebiger Geschwindigkeit durchfahren werden und ist über- 
Haupt eine bedeutendere Steigerung der Geschwindigkeit als bei anderen 
Bahnen möglich. Den rührigen Wuppertälern gebührt der Ruhm, das 
Wagestück der ersten Verkehrsanlage dieser Art versucht zu haben. 
In eiuer Länge von fast zehn Kilometern zieht sich das Hünserbild der 
beiden Städte Elberfeld und Barmen in dem engen Wuppertal vou Westen 
nach Osten hin. Raum für breite und fchöne Straßenanlagen und schmückende 
Plätze war wenig vorhanden. Auch die zahlreichen Fabriken, die meist 
längs des Wupperlaufes angelegt wnrden, gereichen dem äußeren Bilde nicht 
zum Vorteil. Ihre Verwaltung ist jedoch eifrigst bestrebt, dieses durch 
Prachtbauten immer mehr zu verschönern. Elberfeld, das als die schönere 
Stadt gelten muß, hat jüngst noch das prächtige Rathaus, Barmen die schöne 
Rnhmeshalle festlich eingeweiht. In der letzteren Stadt wurde auch dem 
Dichter Emil Rittershaus ein Denkmal gesetzt. Historische Bauten fehlen 
aber hier wie dort; denn beide Städte sind noch verhältnismäßig jung . . . 
Warum die Garnmeister sich in Elberfeld und Barmeu niederließen, 
können wir heute nicht mehr recht begreifen. Aber damals gab es im 
Wnppertale noch keine Fabriken und Färbereien; das jetzt so schlammige 
Wasser der Wupper war schön klar und, da es etwas kalkhaltig ist, zum 
Garnbleichen wohl geeignet. Dieses aber konnte auf den grünen Wiesen, 
die den Fluß säumten, geschehen. So konnte also die Garnbleicherei mit 
einer natürlichen Gunst rechnen. Das Gewerbe nahm einen bedeutenden
	        
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