Full text: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

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niedergehen (dem Fördertrnmm), einen durch Holzverschlag davon abgetrennten 
Teil, in dem die Menschen auf- und niedersteigen („fahren") können, d. i. 
den Fahrschacht (Fahrtrumm). Ein solcher Fahrschacht ist in Absätze von 
mehreren Metern Höhe geteilt, die durch parallel übereinander laufende 
Leitern (bergmännisch „Fahrten") miteinander verbunden sind. Ich war 
nicht gerade freudig überrascht, als ich hörte, daß wir in das enge Loch, 
das den Fahrschacht kennzeichnete, auf der daraus hervorlugenden „Fahrt" 
steigen sollten. Indes ich folgte mutig meinem Führer, der die „Fahrt" 
inzwischen bereits begonnen hatte, in das finstere Loch, vorsichtig Sprosse 
für Sprosse nehmend, wobei mir das Grnbenlämpchen, das ich in der einen 
Hand halten mußte, nicht wenig hinderlich war. So ging es mehrere 
„Fahrten", von denen jede etwa 20 Sprossen zählt, hinab. Freilich, ein 
Vergnügen ist solche „Fahrt" gerade nicht, und ich war froh, als wir nach 
glücklich vollendeter Kletterpartie in eine Strecke gelangten, die in einem 
Arbeitsort endete. Die Arbeiter waren im Begriff, diese zur Ermöglichung 
der Förderung und der Wetterführung mit einer andern Strecke durch- 
fchlägig zu verbinden. Vor Ort (so nennt der Bergmann die Arbeitsstelle) 
waren zwei Bergleute mit dem Bohren von Löchern beschäftigt, wobei sie 
sich einer Handbohrmaschine bedienten. Da vor Ort die Wetter nur schwer 
zu- und abziehen können, so ist hier beständig schlechte Luft; etwa 20 Grad 
Hitze nach Reanmur und der beim Bohren der Löcher entstehende Salzstaub 
machen den Aufenthalt nicht gemütlich. Wir hielten uns nur kurze Zeit 
auf, gingen zurück nach dem Fahrschachte und begannen aufs neue unsere 
„Fahrt" nach unten. Doch das Hinabsteigen ging jetzt schon wesentlich besser 
von statten. 
(3. Im Carnallit-Abbau.) Nachdem wir wieder mehrere Fahrten 
hinter uns hatten, gelangten wir auf die Carnallit-Abban-Sohle, 338 m 
unter Tage. Die Carnallitabbaue, an denen wir gleich danach vorbei- 
wanderten, sind bei weitem nicht so groß wie die Steinsalzabbaue, in ihrer 
Ausdehnung aber doch noch imposant; sie sind etwa 30 m lang, 20 m breit 
und 9 m hoch. Die Abbaue im Carnallit werden ebenso wie die im Kainit 
und Sylvinit, im Gegensatz zu denen im Steinsalz, wieder ausgefüllt — 
und zwar mit schlechteren Salzen und mit Fabrikrückständen (Schlacken usw.), 
— um den weiteren Abbau nach oben leichter zu ermöglichen, und um bei 
diesem weiteren Abbau dem Deckgebirge, dem „Hangenden", eine sichere 
Stütze zu geben. Einzelne der Carnallitabbaue, an denen wir vorbeikamen, 
waren bereits wieder ausgefüllt und die Zugänge mit Salzquadern zu- 
gemauert. In anderen war die Arbeit noch im vollen Gange. Die einzel- 
nen Abbaue sind durch 10 m starke Sicherheitspfeiler voneinander getrennt. 
Während die Abbaue im Steinfalz nach der Förderstrecke zu, aus der wir 
entlang gegangen waren, in ihrer ganzen Ausdehnung offen sind, werden 
die Baue in den Kalilagern mit der Strecke nur durch zwei schmale Zu- 
gänge verbunden. Diese bilden den eigentlichen Anfang des Abbaues. Man 
treibt zwei Stollen bis an dessen Ende und baut die zwischen ihnen lagern- 
den Kalisalze ab. Nur an der Förderstrecke entlang läßt man eine 6 —8 m 
starke Salzwand als Pfeiler stehen. Diese verhütet, daß beim späteren Aus- 
füllen des Abbaues die Ausfüllmaffeu in die Strecke stürzen und diese 
versperren. 
Betrachtet man die gewaltige Höhe der Hohlräume, so fragt man sich
	        
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