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Friedrich Krupp legte im Jahre 1811 durch die Errichtung
eines kleinen Hammerwerks und einer Stahlschmelzerei den Grnnd zu den
heutigen Werken. Er opferte der Ergründnng des Geheimnisses der Guß-
stahlfabrikation Gut und Gesundheit, jedoch der Erfolg und die Ausbeute
seiner Erfindung wurden ihm versagt. Mit neununddreißig Jahren schon
starb er und hinterließ seinem damals vierzehn Jahre alten Sohn Alfred
zu der Aufgabe, für die Mutter und die jüngeren Geschwister zu sorgen,
nichts als eine kleine Schmiede und sein Geheimnis. Wie die unermüdliche,
eiserne Tatkraft und die geniale Begabung Alfred Krupps aus diesen
winzigen Anfängen heraus das Werk entfaltete, seinen Namen auf der
ganzen Welt geachtet und geehrt machte, ist bekannt.
Am 17. Februar 1854 wurde ihm ein Sohn, Friedrich Alfred, ge-
boren. Es waren damals sieben Jahre verflossen, seit er das erste Geschütz-
rohr aus Gußstahl hergestellt und mit diesem ersten Versuch einen Weg
betreten hatte, der die Artillerie einer ganz neuen Entwicklung entgegen-,
ihn selbst ans den Gipfel des Erfolges führen sollte. Als ihn im Jahre
1887 der Tod abrief und er seine Werke in die Hände seines Sohnes
Friedrich Alfred Krupp übergeben mußte, waren in ihnen 21000 Arbeiter
beschäftigt.
Fünfzehn Jahre nur war es diesem letzten männlichen Nachkommen
der Essener Linie vergönnt, die Werke des Vaters weiterzuführen. Noch
nicht neunundvierzig Jahre alt, wurde er am 22. November 1902 durch
einen plötzlichen Tod aus seinem arbeitsreichen Leben abberufen. Wie die
Werke sich unter ihm entwickelt haben, läßt sich aus der Tatsache ermessen,
daß sie bei seinem Tode 43 000 Arbeiter und Beamte beschäftigten, die mit
ihren Familienangehörigen fast 150 000 Seelen darstellten.
(2. Panzerplatten.) Die Überlegenheit des Kruppschen Panzers
besteht in der außerordentlichen Härte der vorderen Oberfläche, verbunden
mit einer großen Zähigkeit der übrigen Platte. Während die Härte dem
Anprall des aufschlagenden Geschosses Widerstand gegen Eindringung ent-
gegensetzt, verhindert die Zähigkeit ein Zerspringen der Platte.
Das früher in England und Amerika angewandte Verfahren von
Harvey bezweckte ebenfalls eine einseitige Härtung der Platte; aber ver-
gleichende Beschußversuche mit Krupp- und Harveypauzeru schlugen den
letzteren bald gänzlich aus dem Felde, und alle in Betracht kommenden
Staaten und Werke erwarben das Recht, nach dem Kruppschen Verfahren
zu fabrizieren. Es ist aber wohl auf Rechnung der vollkommeneren Ein-
richtuug, der größeren Erfahrung und der außerordentlichen Sorgfalt bei
der Fabrikation zu setzen, daß die Kruppschen Panzerwerke sowohl hinsichtlich
der Qualität als auch der Bewältigung schwieriger Formen die Leistungen
ausländischer Werke erheblich übertreffen.
Eine Genesis der Kruppschen Pauzerfabrikatiou gab die Panzeraus-
stellung in und vor der Krupphalle in Düsseldorf. Die ersten von Krupp
in den Jahren 1891/92 hergestellten Platten waren sogenannte Compound-
oder Verbundplatten, die nach dem Wilsonschen Verfahren verfertigt wurden,
uud die in der Verbindung einer vorderen harten Stahlschicht mit einer
schmiedeeisernen Hinterlage schon das Prinzip der Vereinigung von Härte
und Zähigkeit darstellten. Während der Jahre 1892/93 kommt der mit
großer Zähigkeit begabte Nickelstahl zuerst als Pauzerplatteumaterial zur