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Familien eingerichtet, sowie die in den letzten Jahren errichteten Etagen-
Häuser über 1000 Wohnungen ab. Bei den Cottages hat jede Familie
ihren besonderen Eingang und ihren besonderen Garten, so daß keine
Hauswirtschaft mit der anderen in Berührung kommt. Die Fundament-
und Umfassungsmauern der Erdgeschosse sind stets massiv von Ziegel-
steinen und Kalkmörtel hergestellt, die übrigen Wände in Holzfach-
werk mit Ziegelausmauerung. Putzflächen, Olanstrich des Holzwerkes,
Veranden an den Eingängen, Verwendung von roten nnd grauen Dach-
ziegelu bringen Farben- und Linienwechsel in das Gesamtbild. Im
Zusammenwirken mit geschickter Straßenführung, mit Abwechselung in der
Stellung der Häuser zur Straße wird mit einfachen Mitteln ein äußerst
belebtes, anmutiges landschaftliches Bild erreicht, dessen Reiz im Sommer
und Herbst noch durch das Grün der Gärten und die Farbenfülle der
Blumen gehoben wird.
Ähnlich in der Anlage ist die Kolonie Altenhof, nur wirkt hier alles
noch viel reizvoller, intimer. Auf dem Alsredshof wohnen mitten im Leben
stehende rüstige Arbeiter mit ihren Familien, dort tummeln sich fröhliche,
lärmende Kinderscharen, dort schaffen emsige Hausfrauen im Garten und
Haus, weiße und bunte Wäsche deckt den Bleichrasen oder flattert im
Winde. Alles atmet frisches, rühriges Leben. Über dem Altenhof liegt da-
gegen die Stille des Friedens. Hier wohnen die Alten, die nach arbeits-
reichen Tagen ausruhen am Abend des Lebens.
VI. Die deutsche Hochsee- und Küstenfischerei im Jahre 1899.
(„Jahrbuch für Deutschlands Seeinteressen." Von Nauticus, 2. Jahr-
gang, 1900. Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Kgl. Hofbuchhandlung, Koch-
straße 68—71. 520 Seiten. S. 378—383, 386.)
(1.) Allgemeine Übersicht. Mit der EntWickelung der Gesamtheit
der deutschen Seeinteressen hat die deutsche Seefischerei iu der Richtung der
Ausgestaltung der Betriebsverhältnisse erfreulich Schritt gehalten, während
die Erträge allerdings nur langsam fortschreiten. Natürliche Mißstände
vorübergehender und dauernder Art wirkten in letzterer Hinsicht beschränkend.
Stürmische Witterung herrschte im Jahre 1899 vor; der Eismangel
nach dem warmen Winter machte sich störend geltend; gewisse zolltarifarische
Schwierigkeiten wirkten hier und da hinderlich. Besonders aber scheint die
starke Abnahme des Fischbestandes der Nordsee, die zum großen Teil auf
den intensiven Dampfschiffbetrieb mit Grundschleppnetz*) zurückzuführen ist,
dauernd den Gewinnertrag für viele ihrer Randgebiete mehr und mehr zu
beeinträchtigen. Die Hoffnung auf bessere Zeiten scheint mir gering; denn
die genauen wissenschaftlichen Untersuchungen der See nnd des Ozeans
ergeben, daß aus „neuen ungeahnten Tiefen" natürlicher Ersatz für die
Lichtung der Bestände in den bisher befischten Gründen mir in beschränktem
Umfange zu erwarten ist. Es wird in absehbarer Zeit unerläßlich sein,
*) Die Dampfgrundschleppnetzfischerei wurde betrieben:
in Deutschland 1884 durch 1 Fischdampfer, 1899 durch 116,
in England 1878 „ 1 „
1885 „ 77 „ 1899 „ 1074.