Full text: Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde

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gegen die jetzige verderbliche Methode des Fischens internationale Maß- 
nahmen zu ergreifen. — Der mit diesem allgemeinen Notstände zusammen- 
hängende Fehlschlag der schwedischen Fischerei in den letzten Jahren hat 
auch das mit der deutschen Fischerei eng verknüpfte Fischräucherei- und 
Kvnservierungsgewerbe in eine ungünstige Lage gebracht. 
Indes kann man dank der eifrigen technischen und organisatorischen 
Arbeit der beteiligten Kreise immerhin noch von einer erfreulichen Fort- 
entwickelung des Fischereigewerbes in Deutschland sprechen. 
(2.) Staatliche Maßnahmen. Die auf 400000 Mark erhöhte 
Unterstützungssumme des Reiches wurde der Seefischerei auch 1899 wieder 
gewährt. S. M. Kleiner Kreuzer „Blitz" uud „Ziethen" besorgten vom 
März bis Ende November den Fischereischutz. Unter den verschiedenen 
Einzelstaaten und sonstigen politischen Verbänden, welche in ihrem Haushalt 
die Seefischerei mit ständigen Zuwendungen bedenken, hatte Preußen allein 
eine Summe von fast einer Viertelmillion zur Förderung der Seefischerei- 
interessen in den Etat gestellt. Dazu traten Beträge in Höhe von 
300000 Mark für Erweiterungsbauten von Fischer- und Schutzhäfen. 
Der Neubau des Fischereihafens und der Auktionshalle in Hamburg, 
die Fischzuchtversuche im Kaiser-Wilhelm-Kanal, der sich allem Anscheine 
nach zu einem Laichplatz für Heringe vorzüglich eignet, auf der anderen 
Seite die Tarifermäßigung für den Eisenbahnversand von Räucherfischen, 
die jetzt gleiche Vergünstigung wie die frischen Fische genießen, weiter eine 
Reihe gesetzlicher Maßnahmen, die fortgesetzte Entwickelung des Spezial- 
Fischversanddienstes bis weit nach Süddeutschland und Österreich hinein, das 
alles sind Beweise, wie eisrig die Regierungen und Verwaltungen die 
Förderung der Fischerei im deutschen Meere sich angelegen sein lassen. 
(3.) Tätigkeit der Vereine. 117 Vereine, Genossenschaften und 
Innungen mit insgesamt 9500 Mitgliedern machen es sich zur Aufgabe, 
die Seefischerei ihrer engeren Heimat oder größerer Küstenstriche durch 
wissenschaftliche nnd praktische Belehrung, durch Zuchtversuche, durch Geld- 
Unterstützungen, durch gemeinsame Interessenvertretung zu heben. 22 Vereine 
mit etwa 1700 Mitgliedern haben die Nordsee, 92 Vereine mit 6800 Mit- 
gliedern die Ostsee zum Arbeitsgebiet. 3 Vereine erstrecken ihre Tätigkeit 
auf das gesamte Gebiet der deutschen Seefischereiinteressen, an ihrer Spitze 
der deutsche Seefischerei-Vereiu unter dem Vorsitz des Präsidenten Herwig 
zu Hannover. Dieser Verein zieht weitschauend alle Fragen, die irgendwie 
für die deutsche Fischerei iu Betracht kommen können, in den Kreis seines 
Interesses; so richtet er neuerdings sein Augenmerk auf die Auffindung und 
Erforschung neuer Fischgründe, deren künftige Bewirtschaftung die erschöpfte 
Nordsee hinsichtlich der Dampfschleppnetzfischerei entlasten kann. Ferner 
wendet er sich der Untersuchung der Fischverhältnisse in den deutschen 
Kolonialgebieten zu; zu Anfang der neunziger Jahre ließ er die südwest- 
afrikanischen Gewässer zu diesem Zwecke befahren, und er hat neuerlich das 
Wasser um Kiautschou sorgfältigen Prüfungen unterworfen. 
Der Schwerpunkt seiner Arbeit indes liegt derzeit in der Durchforschung 
der Nordmeere. Nach der Hereinbeziehung der Fischgründe bei Island und 
den Färöer-Juseln in den Bereich des deutschen Fischfanges suchte er mittelst 
der vom Reiche unterstützten Olga-Expedition des Jahres 1898 nnd aber- 
maliger Entsendung zweier Fischdampfer und eines Dreimastschoners im
	        
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