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die meist die Wohnungen des Häuptlings und seiner Frauen enthalten,
stehen ohne Ordnung Hütte neben Hütte, dazwischen einige Pisangs und
Bananen, hin und wieder wohl auch ein kleines Kokos-, Jams- oder
Kassava-Feld. Überall liegen vor den Häusern leichte Kanoes oder Netze
zum Trocknen. Da der freie Dualla außer dem Fischfänge und dem Ruder-
sport jeder körperlichen Arbeit entschieden abhold ist, so müssen die Frauen,
die den Reichtum des Mannes ausmachen, die Feldarbeit versehen.
Die Duallas sind hochgewachsene, kräftige, schön gebaute Menschen.
Die Männer haben vielfach gebogene Nasen und namentlich in der Jugend
ausgeprägt semitischen Typus. Sie gehen im allgemeinen mit einem leichten
Hemd (sogenannten Singlet) und einem großen Tuch, dem Labalaba,
bekleidet, das kunstvoll um die Hüsten geschlungen wird. Die Frauen
tragen auf dem Felde nur leichte Lendentücher, oft auch eiu großes, die
Brust verdeckendes Tnch um deu Hals geknüpft, während sie im Hause und
auf der Straße meist schon mit langen, leinenen Hängekleidern geschmückt
sind. Namentlich Sonntags und gegen Abend sieht man die Dualla-
Jünglinge uud -Mädchen überall im Dorf und auf deu Straßen in den
schreiendsten, modernsten Kostümen einherstolzieren. Mit ihren hohen Hals-
kragen, in Lackschuhen und Manschetten, Tournüre und Federhut machen
sie ganz den grotesk- komischen Eindruck des Negers aus den Fliegenden
Blättern . . .
Besonders beliebt, wie übrigens bei den meisten Negerstämmen, sind
auch bei den Duallas nächtliche Tänze und Geheimfeste, und bei klarem
Mondschein hallt die ganze Joß-Platte wieder von dem dumpfen Trommeln
und einförmigen Singen, das von grellen Kehllauten der Tanzenden oft
jäh unterbrochen wird. Die Lente sammeln sich auf eiuem freien Platz im
Dorf. In der Mitte sitzen die Trommler, welche die großen ausgehöhlten
Baumstämme, die mit Leder überspannt sind, schlagen und so den Rhythmus
des Tanzes angeben. Getanzt wird bei den Duallas meist in der Weise,
daß die Leute im Gänsemarsch hintereinander im Kreise herumziehen und
nach den Klängen der Musik die unglaublichsten Verrenkungen des Ober-
körpers ausführen, während die Beine, in gleichem Tempo vorwärts gesetzt,
nach den Klängen der Musik den Boden stampfen. Es ist geradezu er-
stauulich, welche Beweglichkeit manche Leute in den Rücken- und Armmuskeln
entwickeln. In dieser Art des Tanzes sind die Duallas, namentlich wenn
ihnen der nötige Rum die gehörige Begeisterung verleiht, unermüdlich. An
gewissen Tagen und Festen, zu Totenfeiern und Hochzeiten, werden auch
ganz besonders mummenschanzartige Tänze aufgeführt, wobei Tiere, wie das
Krokodil, der Leopard und der Elefant, eine große Rolle spielen. Auch
heidnische, religiöse Geheimfeiern wurden früher oft unter den eingeweihten,
verschiedenen Geheimbünden abgehalten. Dann wagte sich niemand aus dem
Hause, und bei den oft gräulichen Zeremonien soll es anch an Menschen-
opfern nicht gefehlt haben. Ich selbst habe Gelegenheit gehabt, mit solchen
abergläubischen Geheimbündlern strafend in Berührung zu kommen, die
lange Zeit, als Tiger verkleidet, im finstern Busch ihr Unwesen trieben,
einzelne Passanten, Frauen und Kinder töteten und so ganze Gegenden in
Schrecken setzten, bis sie auf Geheiß des Gouverneurs durch meine Soldaten
ihr Schicksal ereilte.
Zu gewissen Zeiten des Jahres werden anch große Ringkämpfe (Pala-