IL Die außereuropäischen Erdteile, — 2. Asien.
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2. Der innere Teil Zentralasiens. Dieses Gebiet ist das umfang-
reichste und höchste Hochland der Erde. Es wird durch den Kuenlun, das
längste der asiatischen Gebirge, in zwei Teile geschieden.
a) Das Hanhai ist der größere Teil. Es nimmt von SW (1500 m)
nach NO an Höhe ab und bildet eine Sandwüste mit Steppen und Oasen.
Der abflußlose westliche Teil ist Ostturkestan oder das Tanmbecken.
Die Namen des östlichen Teiles (der Mongolei) deuten die Natur des
Landes an: Gobi bedeutet Wüste, Schamo Sandmeer. Abseits von den
Flüssen ist es so öde wie in der Sahara.
b) Den südlichen Teil bildet Tibet, das höchstgelegene Hochland der Erde
(4000—5000 m), das von zahlreichen westöstlich verlaufenden Ketten durch-
setzt wird. In der jüngst erforschten südlichsten und höchsten Kette, dem
Transhimälaja, liegt das Quellgebiet des Indus und des Brahma-
pntra. Im W ist Tibet durch die hohen Gebirgsründer ein abflußloses Ge-
biet mit zahlreichen Seen; der gebirgige 0 ist das Quellgebiet der großen
Ströme Hinterindiens und Chinas. An einem Nebenfluß des Brahmaputra
liegt Lhasa, eine der höchstgelegenen Städte der Erde. Es ist der Wall-
sahrtsort der Buddhisten und der Sitz des Dalai-Lama, des geistlichen und
weltlichen Oberhauptes von Tibet, das aber völlig abhängig von China ist.
§ 354. Klima. Über Jnnerasien liegt im heißen Sommer ein sehr
niedriger Luftdruck. Dann strömen von allen Seiten die über dem Meere
lagernden feuchten und schweren Winde nach Jnnerasien hinein. Ihre
Feuchtigkeit aber fällt an den höheren Randgebirgen nieder; daher ist
Jnnerasien sehr arm an Niederschlägen und meist Hochsteppe oder Fels-
wüste. Nur geschützte und befeuchtete Täler ermöglichen den Anbau des
Bodens.
Im eisigkalten, fast wolkenlosen Winter dagegen liegt über Jnnerasien
ein sehr hoher Luftdruck, und die kalten Winde wehen dann nach allen
Richtungen hinaus in die Gebiete niedrigeren Luftdruckes.
Die Bevölkerung besteht aus nomadisierenden, Viehzucht treibenden Mon-
golen. Sie sind bei dem steten Wechsel von Hitze und Kälte ein an Hunger
und Durst gewöhntes, abgehärtetes Volk; verstand es daher ein geschickter
Führer, die zerstreut wohnenden Hirten zu sammeln, so verfügte er über
eine tapfere Schar, mit der er sich gegen China oder nach W wenden konnte.
Lawinenhaft wuchs dann die Kernschar an, um alles vor sich zu vernichten,
wie unter Attila und Dschingis-Khan. Jetzt weiden die Bewohner fried-
lich ihre Herden. Größere Siedelungen finden sich nur am Rande, wo
die wichtigsten Karawanenstraßen das Hochland verlassen: Lhasa (in Tibet)
(§ 353), Urga und Maimatschin in der Mongolei, Kuldscha in der
Dsuugarei am Ausgange nach Russisch-Zentralasien und Kaschgar und
Jarkand (je etwa 100) im Tanmbecken.
.. Staatlich gehört Zentralasien meist zu China, im SW schiebt sich bri¬
tischer und im NW und NO russischer Besitz hinein.