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14. Dann ihr sanfteres Herz bilden, und Liebe, dich,
Fromme Tugend, dich auch gießen ins sanfte Herz,
Ist, beim Himmel! nicht wenig,
Ist des Schweißes der Edlen wert!
15. Aber süßer ist noch, schöner und reizender,
In dem Arme des Freunds wissen ein Freund zu sein!
So das Leben genießen,
Nicht unwürdig der Ewigkeit!
16. Treuer Zärtlichkeit voll, in den Umschattungen,
In den Lüften des Walds, und mit gesenktem Blick
Aus die silberne Welle,
Tat ich schweigend den frommen Wunsch:
17. Wäret ihr auch bei uns, die ihr mich ferne liebt,
In des Vaterlands Schoß einsam von mir verstreut,
Die in seligen Stunden
Meine suchende Seele fand;
18. O, so bauten wir hier Hütten der Freundschaft uns!
Ewig wohnten wir hier, ewig! der Schattenwald
Wandelt' uns sich in Tempe,
Jenes Tal in Elysium!
5. Der Rheinwein» 1753.
1. O du, der Traube Sohn, der im Golde blinkt,
Den Freund, sonst niemand, lad in die Kühlung ein.
Wir drei sind unser wert und jener
Deutscheren Zeit, da du, edler Alter,
2. Noch ungekeltert, aber schon feuriger
Dem Rheine zuhingst, der dich mit auferzog
Und deiner heißen Berge Füße
Sorgsam mit grünlicher Woge kühlte.
3. Jetzt, da dein Rücken bald ein Jahrhundert trägt,
Verdienest du es, daß man den hohen Geist
In dir verstehen lern' und Catos
Ernstere Tugend von dir entglühe.
4. Der Schule Lehrer kennet des Tiers um ihn,
Kennt aller Pflanzen Seele. Der Dichter weiß
So viel nicht; aber seiner Rose
Weibliche Seele, des Weines stärkre,
5. Den jene kränzt, der flötenden Nachtigall
Erfindungsvolle Seele, die seinen Wein
Mit ihm besingt, die kennt er besser,
Als der Erweis, der von Folgen triefet.