Metadata: H. G. Bohrs Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

1100 — 1517. 
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welche sich nach und nach in dein römischen Papstthum zusammen¬ 
gefunden hatte. 
In politischer Rücksicht ging sein Streben darauf aus, ein 
unabhängiges und einiges Italien zu bilden, das auch in 
weltlicher Beziehung jeder unbefugten Einmischung des römischen 
Kaisers in die Angelegenheiten der Kirche würde trotzen können. 
Er verwaltete Neapel und Sicilien als Vormund Friedrichs 
von Neapel klug und kräftig und versammelte in dieser Zeit 
die Parthei der Welfen um die Kirche; er entschied die bestrit¬ 
tene Königswahl in Deutschland zu Gunsten des Welfen Otto 
VI, des natürlichen Beschützers der Kirche, allein nahm keinen 
Anstand seinen jungen und klugen Mündel, das Haupt der Ghi- 
bellinen, nach Deutschland zu schicken, um die Königskrone zu 
gewinnen, als der welsische Kaiser sich an dem Lehn der Kirche 
in Italien vergriff. Denn Jnnocenz glaubte sich Friedrich für 
immer verbunden; und es so weit gebracht zu haben, daß auch 
ein ghibellinischer Kaiser sich wohl vor der Kirche beugen werde 
und hoffte hinreichend für die Freiheit Italiens gesorgt zu haben, 
als er Friedrich ein eidliches Versprechen ablegen ließ, daß 
er Neapel als ein unabhängiges Reich seinem Sohne übergeben 
wolle (p. 105). 
Philipp II August, König von Frankreich, hatte die 
dänische Prinzessin Jngeborg, die Tochter Knuds VI zum Weibe 
verlangt, verstieß sie jedoch gleich nach der Hochzeit, schloß sie 
in ein strenges Kloster ein und vcrheirathete sich aufs Neue. 
Als Jnnocenz lll den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, nahm 
sich die Kirche mit Entschiedenheit der jungen, unschuldigen und 
unglücklichen Königstochter an; denn Jnnocenz wußte, daß er 
in dieser Sache nicht allein die Unschuld, sondern auch die Macht 
und das Ansehen der Kirche vertheidigte. Lange versuchte der 
Papst durch Sanftmuth den stolzen und mächtigen Philipp 
zum Nachgeben zu bewegen, allein vergebens; denn viele Bi¬ 
schöfe im nördlichen Frankreich nahmen sich der Sacke des Kö- 
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