Full text: Mittel- und Norddeutschland (Teil 2)

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Moseltal erhebt es sich sehr steil. (L., Der Rhein bei Bingen; G.-E., Der Rhein- 
dnrchbruch bei Bingen; H., Der Rhein bei St. Goar). Steigt man von hier 
aus empor, so kommt man nach etwa einstündiger Wanderung auf eine sich weit 
ausdehnende Hochfläche, die im Durchschnitt 500 bis 600 m hoch ist. Aus ihr 
erheben sich wieder eine Reihe von langgestreckten Bergzügen, deren wichtigste 
der Hochwald, der Jdarwald und der Soonwald sind. Sie streichen in 
nö. Richtung und überragen die umliegenden Ebenen um 100 bis 300 m. Der 
höchste Gipfel ist der Erbeskopf im Hochwald (816 in), der einen Rundblick 
über den größten Teil des Gebirges und noch weit darüber hinaus gewährt. 
Die Bergzüge sind mit prächtigen Hochwäldern bestanden, die noch viel Wild, 
namentlich Hirsche, Rehe und Wildschweine, beherbergen. 
Die Hochfläche des Hnnsrücks ist am ausgedehntesten an der Nordseite der 
genannten Höhenzüge. Einzelne Bergrücken fehlen auch hier nicht. Im ganzen 
genommen aber ist sie ziemlich einförmig, nur von flach eingesenkten Talmulden 
durchzogen, die aber nach den Rändern des Gebirges hin in tiese Schluchten- 
täler übergehen, durch welche die zahlreichen Bäche und Flüsse hinabeilen. 
Erwerbsquellen. Der hohen Lage wegen hat der Hnnsrück ein ziemlich 
rauhes Klima, auch ist die Fruchtbarkeit des Bodens z. T. gering. Doch ist 
das Gebirge besser als sein Ruf. In dem umfangreichen Waldgebiete der 
Höhenrücken bildet die Forstwirtschaft den Haupterwerbszweig der Bewohner. 
Daneben finden wir, wie im Schwarzwald, viele Holzschnitzer, die Haupt- 
sächlich Küchengeräte anfertigen, Korb- und Strohflechter, Besen- und 
Bürstenbinder, die im Sommer die Nachbarlandschaften durchziehen, um 
ihre Ware abzusetzen. Die Hochfläche ist im allgemeinen gut angebaut, und 
wenn der Ackerbau auch keine reichen Erträge liefert, so ist er doch immer noch 
recht lohnend. Bedeutend günstiger gestellt sind die vielen Täler, die infolge 
ihrer tieferen und geschützten Lage ein weit wärmeres Klima haben. Aus- 
gedehnte Wiesengründe ermöglichen eine bedeutende Viehzucht, und neben der 
Acker Wirtschaft bildet der Obstbau einen wichtigen Erwerbszweig. (Vergl. 
damit die Täler des Juras, Bd. I, S. 190; 156). An den untern Abhängen 
des Gebirges, an der Nahe, am Rhein und an der Mosel, wird viel Wein- 
bau getrieben. 
Die Nahe. Unter den Flüssen, die dem Hnnsrück entströmen, ist der be- 
dentendste die Nahe. Sie entspringt am Südabhange des Hochwaldes und 
fließt mit sehr starkem Gefälle nach N.-O. Ihr Unterlauf beschreibt einen großen, 
nach N.-W. geöffneten Bogen, so daß sie dem Rheine, den sie bei Bingen erreicht, 
von S. her zuströmt. Das Nahetal ist durch große Naturschönheiten aus- 
gezeichnet. Mehrfach wird es durch hohe und steile Felsen eingeengt, die ihm 
in einzelnen Teilen den Charakter des Wilden und Großartigen aufprägen. 
Die berühmteste Strecke liegt gleich oberhalb der Nordwendung des Tales bei dem 
kleinen Badeorte Münster am Stein. Fast senkrecht steigt hier die mächtige, 130 m
	        
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