Full text: Mittel- und Norddeutschland (Teil 2)

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b. Bergbau und Industrie. 
Bergbau. Der Bergbau ist in Deutschland ein alter, von jeher mit Vorliebe 
und Sorgfalt betriebener Berufszweig. Schon im späteren Mittelalter gelangte 
er zu hoher Blüte, und häufig wurden deutsche Bergleute aus dem Harz und 
dem Erzgebirge ins Ausland berufen, um dort Gruben anzulegen und zu be- 
treiben. Den Großbetrieb hat aber erst die Neuzeit gebracht. Nach der letzten 
Berufszählung vom Jahre 1895 waren 1850000 Menschen, d. s. 3 1 /a°/o ^er 
Gesamtbevölkerung, die Familienangehörigen mitgerechnet, im Bergbau beschäftigt. 
Die reichen Bodenschätze Deutschlands bilden die Grundlage seiner großartigen 
Industrie. An erster Stelle, sowohl der Menge als auch dem Werte nach, stehen 
Kohlen, Eisen und Salz. Aber auch Kupfer, Zink, Blei und Silber 
werden iu ansehnlichen Mengen gewonnen. 
In der Gewinnung von Steinkohlen wird Deutschland nur von England und den 
Vereinigten Staaten übertroffen. Die Förderuug erreichte im Jahre 1904 eine Höhe 
von 12t Mill. t im Werte von 1040 Mill. Ji, wovon auf das Ruhrgebiet 67 Mill., 
auf den oberschlefischen Bezirk 30 Mill. t kamen. Die wichtigsten der übrigen Kohlen- 
lager befinden sich a. d. Saar, bei Aachen, in Sachsen (Zwickau und Potschappel), 
im Waldenburger Berglande, bei Osnabrück und am Deister. Die Einfuhr von 
Kohlen, hauptsächlich aus England, belief sich im Durchschnitt der letzten Jahre auf 
6,5 Mill. t, die Ausfuhr auf 15,5 Mill. t mit einem Wertüberschuß von ungefähr 120 
Mill. Jis. Die Steinkohlenproduktion Englands betrug 1304 236 Mill., die der Union 
319 Mill. t. Au Braunkohlen förderte Deutschland 1904 49 Mill. t, doppelt so viel als 
zehn Jahre vorher. Der ergiebigste Bezirk ist der von Halle, der 3/4 der Gesamtproduktion 
liefert. Andre wichtige Fundstätten (die Ville S. 17, der Westerwald S. 36, der Meißner 
S. 62, die Gegend von Zittau S. 125 u. v. a.) find über ganz Deutschland zerstreut. Die 
Braunkohlen dienen nicht nur als Heizmaterial, sondern bilden auch die Grundlage einer 
wichtigen chemischeu Industrie. (S. 81.) Sehr reich ist Deutschland an Eisenerzen. Die 
Produktion betrug 1903 21 Mill. t, wovon allein auf Lothringen fast *j3 (7,5 Mill.), 
auf das noch zum deutschen Zollgebiete gehörige Luxemburg fast 1/4 (4,5 Mill.) entfielen. 
Das übrige verteilt sich der Hauptsache nach auf Rheinland-Westsalen, Hessen-Nassan 
und Schlesien. In der Erzeugung von Roheisen, wozu auch viel ausländischer Eisenstein 
(namentlich aus Spanien und Schweden) verbraucht wird, steht Deutschland nur hinter den 
Vereinigten Staaten zurück. 1904 wurden 10 Mill. t gewonnen gegen 8,7 Mill. in England 
und 16,8 Mill. in der Union. Kupfererze (1904 = 773000 t) finden sich besonders reichlich 
im Mansfelder Bezirk (S. 91) und im s. Rothargebirge. An Rohkupfer werden jährlich etwa 
31000 t gewonnen; 80—100000 t werden ein-, nur 5000 t ausgeführt. England erzeugte 
1903 55000 t, die Union, das Hauptkupferland der Erde, 320000 t. In der Gewinnung von 
Zink übertrifft Deutschland alle andern Länder. Die Ausbeute von 193000 t im Jahre 
1901 beträgt fast 1/3 der Gesamtproduktion der Erde (618000 t). 5/8 allen deutschen 
Zinks entstammt dem oberschlefischen Jndustriebezirke. (S. 137.) Von den andern Gruben 
liegen die wichtigsten bei Aachen und Iserlohn. Zinn wird nur in geringen Mengen im 
Erzgebirge gewonnen. Den Bedarf an diesem Metall, jährlich über 13000 t, decken wir 
durch Einfuhr aus England und Niederländisch-Jndien. Reich ist dagegen wieder die 
Ausbeute an Blei, die sich 1904 auf 142000 t bezifferte. Nur Spanien (175000 t) und 
die Union (262000 t) erzeugen größere Mengen. Die Hauptgruben liegen bei Aachen, 
in Oberschlesien und im Harze. An Silber liefert Deutschland etwa die Hälfte der 
Fick. II. Band. 18
	        
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