Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

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südlichen Theil der Bogdo Lama, die zweite Verkörperung des Buddha auf 
Erden. Tübet, „die asiatische Schweiz" (vergl. S. 198), zerfällt in 3 
Theile: 1) das eigentliche Tübet mit der Hauptstadt Hlassa, Residenz 
des Dalai (80,000 E.), soll über 60 Städte zählen; 2) Butan, ein 
Gebirgsland des Himalaya mit 1 Mill. E., steht unter einem Priester, 
Dharma Lama, der im Kloster Tassisudon (28° N. B., 98° Ö. L.) wohnt; 
3) Klein-Tübet ist der westliche Theil von Tübet und theils fruchtbares 
Land an den Quellen des Indus, theils arme Hochebene. Es umfaßt 
mehrere kleine unabhängige Landschaften mit gemischter Bevölkerung, von 
denen die Mehrzahl dem Islam zugethan ist, und das buddhistische König¬ 
reich Ladackh mit der Hauprstadt Leh. Sie hat einen sehr bedeutenden Woll- 
markt, welchen Handelsleute aus Hlassa, Aarkand und Kaschmir besuchen. 
Der König von Ladackh ist an China und an Lahore zinspflichtig. 
d) Das Königreich Korea (4128 Q.-M., 9 Mill. E.) ist eine gebirgige 
Halbinsel, welche Buddhisten bewohnen. Sie reden und schreiben die chine¬ 
sische Sprache, sind ein fleißiges Ackervolk, geschickte Erwerbs- und unter¬ 
nehmende Seeleute. Auch sie gestatten den Europäern keinen Eintritt ins 
Reich. Der an China und Japan zinspslchtige König residirt in Kingkitao. 
Das Land soll 150 Städte zählen. 
o) Das Königreich der Lutschn oder Lien Khieu Inseln ist eine Colonie 
von China und Japan und an beide tributpflichtig. Die Zugehörigkeit zu 
China ist zweifelhaft. 
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Die 5 Staatengruppen auf der Halbinsel Hinterindien. 
Unsere Kenntniß von der östlichsten südasiatischen Halbinsel, welche man 
gewöhnlich Hinterindien nennt, beschränkt sich im Allgemeinen auf die Existenz 
mehrerer Gebirgsketten und Ströme, die große Fruchtbarkeit und die politische 
Eintheilung des Landes. Man erzählt von großen, weißen Elephanten, von 
mächtigen Bambus- und Palmenarten, von Tikholzwäldern, von merkwürdi¬ 
gen Schlingpflanzen, von Gewürzarten und kostbaren Mineralien, welche da¬ 
selbst in großem Ueberflusse angetroffen werden. Die Bewohner der Halb¬ 
insel, welche vorzugsweise zur mongolischen und malayischen Race gehören 
und theils dem Islam, theils dem Buddhismus anhängen, stehen auf einer 
sehr niedrigen Stufe geistiger Entwicklung. Sie werden als abergläubische, 
wilde, räuberische und rachsüchtige Menschen geschildert, welche despotischen 
Herrschern gehorchen. 
1. Das Kaiserthum Birma, 
8961 Q.-M. und 4 Mill. Einwohner, 
zerfällt in 2 Hauptlandschaften, Ava und Pegu, deren Fruchtbarkeit sehr 
bedeutend ist. Aber aus Unkenntniß und Trägheit vernachlässigen die Bir¬ 
manen den Anbau und treiben lieber Handel, welcher jedoch ausschließlich 
vom König ausgeht. Dieser führt den Titel Boa oder König mit den gol¬ 
denen Füßen und den weißen Elephanten. Auf welcher Stufe der Bildung 
der König und sein Land stehen, mag die Thatsache beweisen, daß im Jahre 
1847 vier desertirte französische Matrosen die Minister des Boa waren. 
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