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weitesten in die See hinausragt. Die beiden s. Buchten, in die sich die Schelde
ergießt, heißen Wester- und Osterschelde; in die beiden n. münden zwei Arme
des Rheins. Die Inseln, die mit den benachbarten Strichen die Provinz
Seeland bilden, sind an der Meerseite von Dünen umsäumt, nach dem Binnen¬
lande hin aber so niedrig, daß sie beständigen Überschwemmungen ausgesetzt sein
würden, wenn man sie nicht durch hohe Deiche geschützt hätte.
Die folgende Küstenftrecke, die bis zum Eingang der Südersee reicht, ist
ohne jede Gliederung und wird von einem mächtigen, bis 5 km breiten und
bis 60 in hohen Dünenzuge begleitet. Wie anderwärts (II, S. 202), so bat
man auch hier dem Vordringen der Sandmassen ins Binnenland durch Auf¬
forstungen und Anpflanzung von Strandhafer und anderen Gewächsen ein Ende
gemacht. Nur an zwei Stellen hat die Dünenkette eine Öffnung, da, wo der
Alte Rhein unterhalb der Stadt Leiden das Meer erreicht, und weiter n., wo
der Nordseekanal mündet, der Amsterdam mit dem Meere verbindet.
Der letzte, bis zum Dollart reichende Abschnitt der holländischen Küste hat
ganz das Gepräge der weiterhin folgenden deutschen Küste (II, S. 159). Das
Meer hat hier große Landstrecken verschlungen. Die Reihe der langgestreckten
Westfriesischen Inseln bezeichnet den früheren Küstensaum. Sie sind die
Reste der Dünenkette, die auch hier einst schützend das Land umgab. Nur auf
Texel (tessel), der größten, ist eine ansehnliche Fläche Marschland erhalten
geblieben, die den Bewohnern Ackerbau und Viehzucht ermöglicht, während die
andern nur von Fischern bewohnt sind. Zwischen den Inseln und der heutigen
durch hohe Deiche geschützten Küste liegt das seichte Wattenmeer (II, S. 161)
und der große Busen der Südersee (holl. Zuider Zee, spr. seudersee). Dieser
war ehemals ein Binnensee, der nur durch einen schmalen Flußarm mit dem
Meere in Verbindung stand, bis im 12. und 13. Jahrhundert wiederholte
Sturmfluten die trennende Landbrücke durchbrachen und ihn zur Meeresbucht machten.
Die Marschen. Hinter den Dünen und Deichen liegen die fruchtbaren
Marschen, die in Holland einen ungleich größeren Raum einnehmen als an
der deutschen Küste. Sie bedecken fast die Hälfte des Königreichs. Die größte
Ausdehnung haben sie im W., wo ihnen das ganze Gebiet von der Schelde¬
mündung bis zur Südersee angehört; im Rheingebiet reichen sie bis zur
deutschen Grenze, und auch an der Nordsee haben sie eine ansehnliche Breite.
Sie sind teils See-, teils Flußmarschen (II, S. 176). Reichlich die Hälfte
des holländischen Marschlandes, ein Viertel der Fläche des ganzen Königreichs,
liegt tiefer als das Mittelwasser der Nordsee. Ohne die Dünen und Deiche
würde darum das Gebiet zur Flutzeit regelmäßig überschwemmt werden. Aber
auch die Flüsse, deren Bett zum Teil höher liegt als das Land, hat man ein¬
deichen müssen, und noch andere Maßnahmen waren erforderlich, um die
Marschen nutzbar zu machen. Die tiefe Lage des Landes verhinderte den