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Senke zu nennen, ein Graben, der das alle Hochland von den jüngeren Faltengebirgen
der Alpen und des Juras trennt. (Näheres S. 218, 227, 229, 233, 235.)
2. Die natürlichen Landschaften Frankreichs.
a) Die südöstlichen Binnerilaridschaflen.
Die Französischen Alpen (Bd. I, S. 102) ziehen sich vom Paß des Col
di Tenda bis zum Genfer See. Während das Gebirge nach Italien zu kurz
und steil abfällt, bildet es auf der französischen Seite ausgedehnte Verzweigungen,
die schließlich mit niedrigen Bergen in die Rhoneebene auslaufen. Wie groß
die Verschiedenheit der beiden Abhänge ist, zeigt ein Vergleich des Pos mit der
Dnrance (dürüngß). Jener erreicht die Ebene bereits nach einem Laufe von
35 km, während diese bis zur zehnfachen Entfernung im Gebirge bleibt.
Die auf französischem Gebiete liegenden Alpen scheiden sich in einen innern
Gneiszug und die äußern Kalkalpen. Zu jenem gehören die gewaltigen
Stöcke des Mont Pelvoux (pälwuh, 4100 m) und des Mont Blanc (4800 m).
Die Kalkalpen erreichen nirgends mehr 2000 m und nehmen nicht nur nach W.,
sondern auch nach S. an Höhe ab. Aber sie sind ein wild zerrissenes, von
tiefen Schluchten durchfurchtes Gebirge. Unter ihren vielen Zügen sind be¬
merkenswert die Grande Chartreuse (grllngd schartröß) zwischen Grenoble
und Chambsry und der Mont Ventoux (wangtuh, 1900 m), „der durch seine
freie, weit gegen das Rhonetal und die niedrigen Hügel der Provence vor¬
geschobene Lage ein ähnlicher Eckpfeiler der Alpen im W. ist wie der Kahlenberg
bei Wien im Osten".
An landschaftlicher Schönheit stehen die Französischen im allgemeinen hinter
den Schweizer Alpen zurück. Zwar finden wir auch hier gewaltige Hochgipfel,
ausgedehnte Schneefelder und Gletscher, die jedoch nach S. hin rasch abnehmen,
breite Täler und enge Schluchten, aber es fehlt ihnen der Wasserreichtum und
die Frische der übrigen Teile des Gebirges. Infolge unvernünftiger Wald¬
verwüstung sind die Berge meist kahl, und der Regen hat die fruchtbare Erde
hinweggespült, so daß die Felsen nackt zu Tage treten. Wie der Wald, so
nehmen auch die Almen einen viel geringeren Raum ein, der Gras- und
Kräuterwuchs ist viel spärlicher und das Sennenleben nur wenig entwickelt.
Zudem fehlen die großen Seen, die Hauptzierde der Schweizer Alpen; nur im
n. Teile liegen einige umfangreichere Wasserbecken, die Seen von Annecy
(annßi) und Le Bourget (lö burschäh), die aber keinen Vergleich mit jenen
aushalten. Infolge der Entwaldung und des südlicheren Klimas haben die Flüsse
einen sehr ungleichmäßigen Wasserstand. Während sie in der trockenen Jahres¬
zeit fast versiegen, schwellen sie nach starken Regengüssen nicht selten zu furchtbarer