Object: Das Leben in Stadt und Land, in Feld und Wald

Taf. V. Die Kornscheune. 
31 
Daß derselbe nicht gemäht, sondern ausgerauft wird, werdet 
ihr noch auf einem andern Bilde sehen; hier will ich euch 
von der Pflanze selbst und von ihrer Verarbeitung etwas 
erzählen. Sie besteht aus einem holzartigen Stengel, 
welcher mit Fasern umgeben ist, die unter einander 
mittels einer klebrigen, gummiartigen Masse verbunden sind. 
Um nun die Fasern, den eigentlich zum Spinnen brauch¬ 
baren Stoff, zu gewinnen, werden zuerst die Knospen oder 
Knoten, die den Samen enthalten, abgestreift; dann 
werden die Stengel eine Woche lang ins Wasser gelegt, damit 
sich die bindende, klebrige Masse auflöse und die Fasern sich 
leichter von dem übrigen trennen. Man nennt dies: den 
Flachs in die Röste bringen. Sobald die Stengel aus dem 
Wasser gezogen sind, werden sie in Bündel gebunden und in 
den zuvor geheizten Backofen geschoben; hier trocknet das 
Ganze recht aus und ist dann gut zum Brechen oder 
Braken, womit wir Jetten soeben beschäftigt sehen. Sie 
bedient sich dazu einer Brake. Eure fragenden Gesichter, 
liebe Kinder, sagen mir, daß ihr dieses Werkzeug nicht 
kennt; daher seht es euch nur genau an; es ist dies ein 
viereckiger, offener Kasten, der auf vier Beinen 
steht, an dem einen Ende desselben ist eine Art hölzernes 
Messer befestigt, das einen kurzen Griff hat, vermittelst 
dessen man es aufheben und niederdrücken kann. Um nun 
den Flachs zu braken, hat Jette das Messer hochgehoben 
und den Flachs quer über den Kasten gelegt; drückt sie 
nun das Messer nieder, so brechen die dürren, holzigen 
Teile ab und die Fasern bleiben zurück. Jette ist heut 
schon recht fleißig gewesen, denn sie hat nicht nur den 
Flachs gebrakt, den Dörthe eben hechelt, sondern auch den, 
den sie bereits gehechelt hat, und der unten neben dem 
Klotz liegt, auf welchem sich die Hechel befindet. Wollt 
ihr wissen, was eine Hechel ist? Sehet nur näher das 
Werkzeug an, das vor Dörthe steht. Es besteht ans 
mehreren Reihen langer eiserner Spitzen, die auf
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.