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Mittelmeerbeckens, ist überaus günstig. Dazu kommt die im Verhältnis zur
Größe des Landes längere Küste mit der trefflichen Bucht von Tunis. Auch
das anbaufähige Land nimmt einen verhältnismäßig größeren Raum ein.
Seit Tunis unter der geordneten französischen Verwaltung steht, hat die
wirtschaftliche Ausnutzung bedeutende Fortschritte gemacht. Der Bodenbau
nimmt stetig zu, durch die Anlage von Eisenbahnen (1910: 1500 km), Land¬
straßen und großartigen Hafenbauten in Tunis, Biferta und Sfaks ist der
Verkehr erleichtert worden, der Handel bewegt sich in steigender Linie, und der
Staatshaushalt steht günstiger als in Algerien. Die Erzeugnisse sind im
wesentlichen dieselben wie in der Nachbarkolonie.
Der Außenhandel belief sich 1911 auf 212 Mill. Mk. (A. 115, E. 97).
Deutschland führte 1911 für 5 Mill. Mk. aus Tunis aus, für 1,7 Mill. ein.
Siedlungen. Die Hauptstadt Tunis (200000 E.) liegt auf hügeligem Boden an
i>er gleichnamigen Bucht, aber nicht unmittelbar an der Küste, sondern an der Binnenseite
eines großen Strandsees. Ein 11 lim langer Kanal, der jetzt die Lagune durchschneidet,
hat sie größeren Schiffen zugänglich gemacht und verbindet sie mit dem Hafen Goletta.
Von den Bewohnern sind 70000 Europäer, vorwiegend Italiener, und 50000 Juden.
15 km nö. lag das alte Karthago, von dem sich nur noch geringe Trümmerreste finden.
An der Nordküste Biserta (25000 E.), das in letzter Zeit zu einem Kriegshafen ersten
Ranges umgebaut worden ist. Andre, an der Ostküste gelegene Häfen sind Sfaks
(30000 E.) und Gabes. Die bedeutendste Siedlung im Innern ist Kairuan (25000 E.)
mit prächtigen Moscheen, als heilige Stadt der Araber ein wichtiger Wallfahrtsort und
Mittelpunkt des Karawanenverkehrs.
Staatliches. Tunesien ist seit 1881 ein Schutzstaat Frankreichs. Dem
Namen nach wird es zwar noch von einem Fürsten, dem Bei, regiert, aber die
Vertretung nach außen und die ganze Verwaltung liegt in den Händen der
Franzosen, die das Land auch militärisch besetzt halten.
Tunis stand seit 1575 unter türkischer Herrschaft, die sich aber allmählich lockerte,
bis endlich der Bei 1871 volle Selbständigkeit erlangte. Sie sollte nicht lange dauern.
Unbedeutende Grenzverletzungen durch den räuberischen Stamm der Krumir gaben 1881
den Franzosen den erwünschten Anlaß, sich in die Angelegenheiten des Landes einzumischen
und die Schutzherrschaft an sich zu reißen, zum großen Vevdrusse der Italiener, die eben-
falls ihr Auge auf das ihnen so nahe Tunis geworfen hatten.
III. Niederafrika.
1. Die Sahara.
Lage, Größe. Die Sahara, die größte Wüste der. Erde, erstreckt sich in
-einer Länge von 5000 und einer Breite von etwa 1800 km quer durch ganz Nord-
asrika, von der Düneuküste des Atlantischen Ozeans bis zu den Felsgestaden
des Roten Meeres. Eine Unterbrechung bildet nur der fruchtbare, aber ver-
hältuismäßig schmale Streiseu des Niltals. Die Wüste wird im N. von den
Atlasländern begrenzt; weiter ö. tritt sie an einigen Stellen bis nahe an das
Mittelmeer heran. An der Südseite findet ein allmählicher Übergang zu den
Fick, Trdkimde. IV. Band. o