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solche von 13—14 km in der Sekunde festgestellt. Ein Erdbeb n in Santiago in Chile
wurde in Rom (11500 km) bereits nach 17 Sek. wahrgenommen. — Während früher über
das Verbreitungsgebiet der Erdbeben nur unbestimmte Angaben gemacht werden konnten,
besitzt man jetzt in dem Erdbebenmesser (Seismographen) ein W.rkzeug, das auch die
geringsten, sonst nicht wahrnehmbaren Erschütterungen aufzeichnet.
Erdbeben, wenigstens schwache, oft kaum merkbare, kommen fast überall auf der Erde
vor. Ihre Hauptverbreitungsbezirke aber sind die Gebiete, in denen noch in verhältnismäßig
junger geologischer Zeit Faltungen und Brüche stattgefunden haben, wo die Erdbewegungen
noch nicht zur Ruhe gekommen find. In Deutschland gehören dazu u. a. das Erzgebirge
und das Vogtland, die Gegend von Aachen und die Oberrheinische Tiefebene, im übrigen
Europa insbesondere die Ostalpen, Griechenland, wo man von 1893—98 3187 Beben
gezählt hat (III, S. 115), und Süditalien (III, S. 135>, in andern Erdteilen die Sunda-
inseln, Japan (IV, S. 173) und das Kordillerenland Amerikas (IV, S. 234, 308).
Äußere Kräfte, a) Verwitterung und Abtragung. Verwitterung
nennen wir die hauptsächlich durch Einflüsse des Wetters hervorgerufene Zer-
störung festen Gesteins. Hitze und Frost, Luft und Wasser sind die dabei tätigen
Kräfte. Infolge der täglichen wie der jährlichen Wärmefchwankuugen werden
die Gesteine abwechselnd ausgedehnt und wieder zusammengezogen. Dadurch
lockert sich allmählich ihr Gefüge; es entstehen feine Sprünge, Risse und Spalten,
in die dann das Wasser eindringt. Gefriert dieses, so dehnt es sich aus und
erweitert noch die Spalten. So wird mit der Zeit das härteste Gestein mürbe,
bröckelig und in Trümmer verwandelt. Mit dieser mechanischen Verwitterung
geht Hand in Hand eine chemische. Der Sauerstoff der Lust und das Regen-
wasser mit seinem Gehalt an Kohlensäure wirken lösend und zersetzend auf
gewisse Gesteine (Salz, Kalk, Gips) oder Gesteinsbestandteile. In geringerem
Grade tragen auch die Pflanzen zur Verwitterung bei. Sie wirken mechanisch
zerstörend durch ihre Wurzeln, die in die feinsten Gesteinsritzen eindringen, und
chemisch zersetzend durch die organischen Säuren, die ihre Wurzeln oft absondern,
und durch die Kohlensäure, die sie beim Absterben und Verwesen liefern.
Die verschieden- Härte und Beschaffenheit der Gesteine und die Unterschiede der
Witterungseinflüsse in den verschiedenen Gegenden haben natürlich zur Folge, daß die
Verwitterung sehr ungleichmäßig vor sich geht. Daraus erklären sich die mannigfachen
und oft seltsamen Gipfelformen der Gebirge. Der Granit z. B. bildet meist abgerundete
Gipfel (Fichtelgebirge, Schwarzwald, Harz), die häufig mit ausgewitterten Blöcken bedeckt
sind (Lutsenburg im Fichtelgebirge I, S. 153, Brocken II, S. 90). Kalksteine zeigen
zerrissene, schroffe Formen: jähe Gipfel, Zacken und schmale Grate (Bayerische Alpen I,
S. 140, Dolomiten I, S. 112), während in Sandsteingebieten oft Tafelberge entstehen
(sächsische Schweiz II, S. 115). Der Verwitterung verdanken auch die Ton- und Lehm-
böden der gemäßigten, die Lateritböden der heißen Zone ihre Entstehung (IV, S. 37).
Die Verwitterung läßt das zu Brocken, Krümeln, Sand und Staub zer-
fallene Gestein an Ort und Stelle liegen. Durch andre Vorgänge aber, die
man unter dem Gesamtnamen Abtragung (Ablation, Denudation) zusammenfaßt,
wird es immer wieder fortgeschafft und anderwärts abgelagert. Solche Kräfte
sind die eigne Schwere, die es an steilen Bergabhängen hinabrollen uud an