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Die Küste wird von einem bald breiteren, bald schmaleren Tieflandsstreifen be-
gleitet. Jenseits der Ebene erhebt sich das Land in meist steil abfallenden
Stufen zu breiten, welligen Tafelländern, die im allgemeinen nach S. hin an
Höhe zunehmen (500—1500 m). Ein eigentliches Gebirge ist nicht vorhanden;
aber der Abfall des Hochlandes hat durch die zerstörende Tätigkeit des Wassers
ganz das Gepräge einer Gebirgslandschaft erhalten. Auf dem Hochlande ent-
springen zahlreiche Flüsse, die den Steilrand in tiefen Schluchten durchbrechen,
Wasserfälle und Stromschnellen bilden und erst in der Küstenebene schiffbar
werden. Die wichtigsten sind der Ogowe, der die Länge der Elbe hat, der
Knanza und der Kunene.
Das Kongobecken. Die Tafelländer Südguineas fallen nach O. zum
Kongobecken ab, einer großen, flach fchüffelförmigen Einfenknng inmitten des
afrikanischen Hochlandes. Das Becken hat eine mittlere Höhe von 400 m, einen
Durchmesser von rund 1200 km und umfaßt einen Flächenraum von einem
Drittel der Größe Europas. Im N. wird es von einer flachen, nirgends 1400 m
übersteigenden Bodenschwelle begrenzt, welche die Wasserscheide zwischen dem Kongo
auf der einen, dem Schari und Gazellenfluß auf der andern Seite bildet. Im
O. erhebt sich mit meist steilen Rändern das Ostafrikanische Seenhochland. Mehr
allmählich ist wieder der Aufstieg nach S. hin, wo wellenförmige Hochflächen
von 1200—1500 m das Flußgebiet des Kongo von dem des Sambesi scheiden.
Entwässert wird das weite Gebiet vom Kongo und seinen zahlreichen großen
Nebenflüssen, unter denen der Ubangi und der Kassa'i die bedeutendsten sind.
Alle diese Flüsse entspringen auf den umliegenden Hochländern und bilden, ehe
sie das eigentliche Becken erreichen, Wasserfälle und Stromschnellen.
Der Kongo ist einer der größten Ströme der Erde und wird an Wasserfülle nur
vom Amazonenstrom übertroffen. Er beschreibt einen großen, nach S. offenen Bogen, so
daß Quelle und Mündung nur 1750 km auseinander liegen, während die Lauflänge
4600 km beträgt. Der Strom entsteht aus zwei Quellflüssen, dem Luäpula und dem
Luälaba. Jener, der größere, entspringt auf dem 2000 m hohen Hochlande zwischen dem
Tanganjika- und dem Njassasee und durchfließt den 5000 qkm großen Bangweolosee,
ein wie der Tsadsee flaches, z. T. verfumpfles Becken. Nachdem er sich mit dem LuZlaba
vereinigt hat, empfängt er von rechts den Lukuga, einen nur zeitweilig Wasser führenden
Abfluß des Tanganjikasees. Beim Eintritt in das Becken, in der Äquatorgegend, bildet
der Strom sieben große Stromschnellen, die sich auf eine Strecke von 200 km verteilen
und nach dem großen Afrikasorscher als Stanley(stänle)-Fälle bezeichnet werden. Nun
beginnt der Mittellauf des Stromes, dessen gewaltiger, 3000 km langer Bogen bis zu
dem w. Durchbruchstale reicht. Auf dieser ganzen Strecke hat der Kongo ein sehr
schwaches Gefälle, nur 10 cm auf 1 km. Sein Bett dehnt sich zu einer Breite von 4 bis
5 km aus und umschließt eine Menge von gras- und waldbedeckten Inseln. Hier empfängt
er auch seine größten Nebenflüsse: von rechts den Aruwimi, den gewaltigen, 2350 km langen
Ubangi, dessen Oberlauf Helle heißt, und den aus dem Hinterlande von Kamerun
kommenden Sanga; von links den wasserreichen Kassai, der ein ganzes Bündel von
großen Strömen, darunter den Sankuru und den Kuango, in sich vereinigt. Durch
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