fullscreen: Für Klasse V der höheren Knabenschulen, Klasse VIII der höheren Mädchenschulen (Band 6, [Schülerband])

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34* Mach der Schlacht bei Roßbach. s 
1. Seit Friedrich der Große wenige Monate nach der Schlacht 
bei Kolin die Franzosen bei Roßbach so gründlich geschlagen hatte, 
wurde er der Held Deutschlands, ein Jubelruf der Freude brach 
überall aus. Durch zweihundert Jahre hatten die Franzosen dem 
vielgeteilten Land große Unbill zugefügt, grade jetzt begann das 
deutsche Wesen sich gegen den Einfluß französischer Bildung zu 
setzen, und jetzt hatte der König, der selbst die Pariser Verse so 
sehr bewunderte, die Pariser Generäle so unübertrefflich mit 
deutschen Kugeln weggescheucht. Es war ein so glänzender Sieg, 
eine so schmachvolle Niederlage der alten Feinde, es war eine 
Herzensfreude überall im Reich; auch wo die Soldaten der Landes¬ 
herren gegen König Friedrich im Felde lagen, jubelten daheim 
Bürger und Bauern über seine deutschen Hiebe. Und je länger 
der Krieg dauerte, je lebhafter der Glaube an die Unüberwindlich- 
keit des Königs wurde, desto mehr erhob sich das Selbstgefühl der 
Deutschen. Seit langen, langen Jahren fanden sie jetzt einen Helden, 
auf dessen Kriegsruhm sie stolz sein durften, einen Mann, der mehr 
als Menschliches leistete. Unzählige Anekdoten liefen von ihm durch 
das Land, jeder kleine Zug von seiner Ruhe, guten Laune, Freund¬ 
lichkeit gegen einzelne Soldaten, von der Treue seines Heeres flog 
Hunderte von Meilen; wie er in Todesnot die Flöte im Zelte 
blies, wie seine wunden Soldaten nach der Schlacht Choral sangen, 
wie er den Hut vor einem Regiment abnahm, das wurde am 
Neckar und Rhein herumgetragen, gedruckt, mit frohem Lachen und 
mit Tränen der Rührung gehört. 
2. Nicht anders war das Urteil im Ausland. In London erregte 
jeder Sieg des Königs laute Freude, die Häuser wurden erleuchtet, 
Bildnisse und Lobgedichte feilgeboten, im Parlament verkündete 
Pitt') bewundernd jede neue Tat des großen Verbündeten. Selbst 
in Paris war man im Theater, in den Gesellschaften mehr preußisch 
als französisch gesinnt; die Franzosen spotteten über ihre eigenen 
Generäle, und wer dort für die französischen Waffen war, durfte 
kaum damit laut werden. Ja bis in die Türkei und zum Khan 
der Tataren reichte die Begeisterung. Und diese Verehrung eines 
*) Der leitende Staatsmann.
	        
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