Nordeuropa. 47
ström und durch den Schutz, den das Gebirge gegen kalte Nord- und Ostwinde
leiht, friert au der Küste bis über das Nordkap hinaus kein Hafen zu und Gersten-
und Kartoffelbau reicht hier in so hohen Breiten wie sonst nirgends auf der Erde.
Daher finden sich hier noch städtische Ansiedelungen nördlich des 70. Breitegrades.
Bewässerung. Die Flüsse auf der Westseite des Gebirges haben infolge
der schroffen Abdachung nur wenig Raum zur Entwicklung. Hier stürzen die
Bäche von den Steilseiten der Uelde in prachtvollen Wasserfällen in die engen
Täler (Fjorde), ja oft unmittelbar ins Meer. Kein Land Europas ist daher
reicher an großartigen Wasserfällen als Norwegen. Diese haben Zuknuftsbedeu-
tuug durch ihre Wasserkräfte.
Anders verhält es sich auf der Ostseite des Gebirges. Durch die längere,
stufenförmige Abdachung in Schweden entstehen größere Flüsse mit Seen und
Stromschnellen. Die Hauptflüsse Skandinaviens, in Schweden Elfe (elwe) genannt,
sind: der norwegische Gloin; er geht in das Skager Rak; der Klar-Elf (Elf-
Fluß); er mündet in den Wenerfee und ergießt sich aus ihm als Göta (jöta)-Elf
ins Kattegat; auf dieser letzteren Strecke bildet der Strom die berühmten Trolhätta-
Fälle; der Dal-Elf und der Torueä-Elf (torueo) münden in den Bottnischen
Busen. Die Osthälfte Skandinaviens ist ein fluß- und seenreiches Stufenland.
Unter den zahllosen Seen sind die wichtigsten die der südschwedischen Senke:
der Wener-, Wetter-, Hjelmar- und Mälarsee. Der größte unter ihnen
ist der Weuersee mit 6000 qkm (so groß ungefähr wie die Rheinpfalz). Durch
den Wener- und Wettersee wird mit Benutzung des Göta-Elf eine direkte Wasser-
Verbindung zwischen der Ost- und Nordsee hergestellt. Die südliche Seenplatte
gehört mit Finnland zu den seenreichften Gebieten Europas.
Staatliche Einteilung. In dieser Hinsicht zerfällt Skandinavien, ent
sprechend seiner Gliederung in ein westliches Hoch- und ein östliches Stufenland,
in zwei Gebiete:
1. das Königreich Norwegen, das die westliche Hochgebirgslandschaft umfaßt
(etwa % der Halbinsel), und
2. das Königreich Schweden, welches die östlichen Stufenländer einnimmt
(V? der Halbinsel).
Bevölkerung. Die Schweden und ebenso die Norweger sind germanischen
Stammes. Im Gebiete der kalten Zone leben noch Lappen und Finnen, die
mongolischen Ursprungs sind. In beiden Reichen bekennt sich die Bevölkerung
fast ausschließlich zum protestantischen (lutherischen) Bekenntnis. — Beachtenswert
ist, daß in beiden Ländern die Volksbildung trotz der vielen in der Landes-
natnr liegenden Hindernisse auf sehr hoher Stufe steht. — Skandinavien ist
wegen seiner Bodengestalt und Bodenbeschaffenheit das wenigst bevölkerte Land
Europas (7 Einw. auf 1 qkm).
1, Das Königreich Norwegen.
325000 qkm, 21/s Mill. Einw. (annähernd so groß wie Preußen, hat aber nur
die Einwohnerschaft von Berlin), 7 Einw. auf 1 qkm.
Lage, Küste und Erwerb. Die Lage des Landes weist die Bevölkerung
auf die See hin, besonders auf Seefischerei, Seehandel und Seeverkehr. Über-