Full text: Wirtschaftsgeographie des Deutschen Reiches und seiner Kolonien mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Anteils am Welthandel und Weltverkehr (Teil 6)

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auf der ganzen Erde ihresgleichen sucht. Man denke sich eine achtzig 
Meter lange Grotte oder Riesenhalle, nach vorn von einem gegen 
achtunddreißig Meter hohen Bogen überspannt und sogar im tiefften 
Hintergrunde noch immer zweiundzwanzig Meter hoch sich emporwölbend. 
Die Breite beim Eingange beträgt sechzehn Meter, am inneren Ende sechs. 
Die Wände bestehn aus Reihen von Basaltpfeilern, und oben 
an der Decke des Gewölbes treten die oberen Säulenenden hervor, deren 
Schäfte ohne Zweifel von der See weggerissen wurden, die allmählich, 
einen nach dem andern zerstörend, sich endlich diesen prachtvollen Tempel 
schuf. Alle jene Säulenstücke sind, wie die Pfeiler, durch eine kalkartige 
hellgelbe Materie zusammengekittet. 
Der Boden der Grotte ist von der See ausgefüllt, deren Tiefe, 
sogar am innern Ende, zur Ebbezeit über eine Klafter) beträgt; doch 
nur bei sehr stillem Wetter darf sich ein Boot bis in das Innerste des 
hehren Naturheiligtums wagen; denn ist die See nur einigermaßen in 
Bewegung, läuft es Gefahr, gegen die Wände der Grotte geworfen 
und in Stücke geschlagen zu werden. 
Unter solchen Umständen gibt es keinen andern Zugang in das 
Innere der Höhle als vermittelst eines schmalen Dammes oder Fuß— 
pfades, der ungefähr 41 Meter hoch über dem Wasser längs der rechten 
Wand sich hinzieht und aus abgebrochenen Basaltpfeilern gebildet ist, 
über die man mit vieler Vorsicht und Geschicklichkeit hinwegklettern muß, 
da sie von den anspritzenden Wellen immer naß und schlüpfrig sind. 
Oft ist nur gerade so viel Raum vorhanden, um einen Fuß darauf zu 
setzen, und während man mit der linken Hand die des Führers ergreift, 
muß man sich mit der rechten an einer Basaltsäule der Seitenwand 
festhalten. Da dieser Fußsteig gerade am dunkelsten Teile der Höhle 
am gefährlichsten wird, und man häufig mit dem halben Leibe über dem 
Wasser hängt, so gibt es auch nur wenige Wagehälse, die Gliedmaßen 
und Leben demselben anvertraͤuen. Zuweilen hat ein Seerabe sein Nest 
auf einem Säulenende erbaut und verrät durch ärgerliches Zischen seine 
Mißstimmung, wenn er in seinem Aufenthalte von Menschen belästigt 
wird. Der Weg verwandelt sich zuletzt in einen geräumigen, schräg 
ablaufenden Platz, welcher vielleicht aus mehr als tlausend senkrechten 
abgestumpften Basaltsäüulen besteht. Die hinterste Wand am Ende 
bildet eine Reihe Säulen von ungleicher Größe, der Vorderseite einer 
Orgel nicht unähnlich. Wenn die Wellen mit tosender Gewalt in die 
Höhle schlagen, und der Gischt der empörten Wogen emporfliegt, glaubt 
man die Toöne des Rieseninstruments zu hören, welches von unsichtbarer 
Hand gespielt wird. 
Unter den Vorzügen der Grotte darf das helle Licht nicht vergessen 
werden, welches, durch das weite Portal?) eindtingend, ein angenehmes 
Halbdunkel sogar im Hintergrunde derselben erzeugt, so daß das Auge 
mit einem Blick die ganze Erhabenheit der herrlichen Halle überschaut, 
noch auch die reine Luft, die, durch das ewige Spiel von Ebbe und 
Flut beständig erneuert, sich weit von der feuchten Kälte entfernt, die 
gewöhnlich in den unterirdischen Höhlen herrscht. 
) Klafter, ein Lüngenmaß, so lang als ein Mensch mit ausgespannten 
Armen greifen lann. —2) Portal, Prachtthür eines großen Gebäudes, en
	        
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