Full text: Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule

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Und nun eilten ein paar Gesandte mit der kaiserlichen 
Botschaft nach Güstrow, schickten diese an alle Geistlichen, 
ließen sie von den Kanzeln verlesen und forderten die Ritter 
und Bürgermeister zur Huldigung nach der alten Herzogs- 
ftadt. Don allen Seiten kamen die Stände herbei, mobl an 
500 Mann. Da lasen die kaiserlichen Botschafter den Willen 
des Kaisers vor und verlangten den Treueid für Wallenstein. 
Nun aber erhob sich im Schlosse unter den Versammelten 
eine gewaltige Bewegung. Alle machten bestürzte Gesichter, 
einige drängten sogar zur Tür. (Ein alter Ritter trat vor die 
Gesandten und sprach: „Wir ehren den Kaiser als unfern höchsten 
Herrn. Aber, was Hier jetzt von uns gefordert wird, ist noch 
von niemand verlangt worden und kann unmöglich des Kaisers 
Wunsch sein. Gerne wollen wir das Unterpfand, die 700000 
Taler, an Wallenstein entrichten, aber unsere Herzöge können 
wir doch nicht verlassen. Was werden einst unsere Nachkommen 
von uns sagen, wenn sie Hören, daß wir solche Schufte und 
Frevler waren und unfern Fürsten die Treue brachen! Aus- 
speien müßten sie vor uns und uns noch im Grabe verfluchen. 
Wir sind darum zu allem erbötig, doch lasse man uns unsere 
angestammten Herzöge. Friedland können wir nicht huldigen, 
dem Kaiser aber schwören wir gerne Treue bis in den Tod." 
Lauter Beifall scholl bei diesen Worten durch den Saal. 
Das Auge manches Ständemitgliedes wurde feucht, und selbst 
einem kaiserlichen Gesandten floß eine Träne über die Wange. 
Aber was half es? Der bestimmte Befehl des Kaisers mußte 
ausgeführt und dem Wallenstein der Treueid geleistet werden. 
mit tiefem Kummer im Herzen reiften die Stände nach 
Haufe. Kamen sie fich doch wie Wortbrüchige vor. Aber 
mit Entsetzen vernahmen es die mecklenburgischen Herzöge, 
was in Güstrow passiert war. Hatten sie noch immer eine 
leise Hoffnung gehabt, daß ihnen ihr Land erhalten bliebe, 
fo schwand diese Hoffnung immer mehr dahin. Noch saßen 
sie in den mecklenburgischen Grenzen. Aber wie lange würde 
es noch dauern! Und eines Tages kam denn auch der kurze 
Befehl Wallenfteins an feinen Vertreter und Statthalter, 
die Nebenbuhler mit Weib und Kind aus dem Lande zu ent- 
fernen. Da gab's kein Zaudern mehr. Man mußte der Heimat 
Lebewohl sagen. Doch die Herzogin-Mutter Sophie mich nicht, 
sie blieb auf ihrem Witwenfitz Lübz. 
b. Wie Wallen st ein in Güstrow alles auf den 
Kopf stellte. 
Und nun kam er selbst, der Gewaltige, mit einem großen 
Gefolge nach Güstrow und nahm das herzogliche Schloß 
in Besitz. Als er aber die Zimmer und Säle besichtigt und
	        
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