Erscheinungen im Luftkreise. 7
heißt Lufthülle, Dampfkugel oder Atmosphäre. Der untere,
der Erde zugewandte Theil der Lufthülle ist stets mit Dünsten
angefüllt, die vom Lande und aus den Gewässern aufsteigen,
und heißt deshalb auch Dunstkreis.
2. Der Dunstkreis ist bald warm, bald kalt, bald feucht,
bald trocken, bald bewegt, bald ruhig. Man bezeichnet alle
Veränderungen in der Atmosphäre, die unser Körper merklich
spürt (die Witterungsverhältnisse eines Orts), mit dem Namen
Klima.
3. Durch das bloße Gefühl, noch sicherer durch ein
Werkzeug, welches den Namen Thermometer oder Wärme-
messer führt, kann man sich leicht überzeugen, daß die At-
mosphäre in den verschiedenen Stunden eines Tages nicht
gleiche Wärme oder Temperatur besitzt. Die geringste
Wärme zeigt sich kürz vor Aufgang der Sonne, die höchste
zwischen 2 und 8 Uhr Nachmittags. Der Wärmegrad, welcher
um 9 Uhr Vormittags und um 3 Uhr Nachmittags vorwaltet,
hält das Mittel zwischen dem niedrigsten und höchsten des be-
treffenden Tages.
4. Wie der tägliche, so ist erst recht der jährliche Gang
der Temperatur verschieden. Die geringste Wärme findet bei
uns in der Mitte des Januar statt, die größte Ende Juli.
Das Mittel der steigenden Wärme fällt Ende April, das der
fallenden Ende October. Hierauf gründet sich die Eintheilung
des ganzen Jahres in vier Jahreszeiten. Der Winter
ist die kalte, der Sommer die warme Jahreszeit; zwischen
diesen beiden äußersten Punkten liegen Frühling und
Herbst in der Mitte, und ihre Temperatur drückt so ziemlich
den mittleren Zustand der Wärme des ganzen Jahres aus.
Die Wärme nimmt von der Tiefe zur Höhe ab.
5. Die Luftbewegungen entstehen aus einer Tem-
peraturverschiedenheit, wovon man sich leicht überzeugen
kann, wenn man in einem geheizten Zimmer die Thüre öffnet
und in der Oeffnung ein brennendes Licht auf und ab be-
wegt; unten nimmt die Flamme die Richtung nach dem Zimmer,
weil die schwerere kalte Luft hier ins Zimmer tritt, oben da-
gegen nach dem Hausflur, weil da die wärmere Zimmerlust
ausströmt. So ist es auch im Großen. Haben zwei neben
einander liegende Gegenden ungleiche Temperatur, so fließt
in der Nähe des Erdbodens die Luft der kälteren Gegend
von dieser nach der wärmeren, während in der obern Schicht
der Atmosphäre Luftströme von der wärmeren nach der
kälteren gehen. Auf diese Weise entsteht der Wind.