Full text: [Band 1, [Schülerband]] (Band 1, [Schülerband])

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Gedãächtnis zurückzurufen, was ihm damals wohl die meiste Sreude bereitet 
haben würde, um dieselbe Sreude dann den hoffnungsvollen Jungen, die 
ihn umgaben. zu bereiten. Schließlich fand er nichts, was ihm eine 
größere Wonne bereitet haben würde, als seinem Lehrer jeden Schlag, den 
er von ihm erhalten hatte, zurückzuzahlen und jedes Wort des Tadels, 
das ihm zugekommen war, mit Blut auf seinen Leib zu schreiben. Und 
dieser wonnige Gedanke sollte sich jetzt verwirklichen! Damit begann eine 
Marter, schrecklich wie wenige, besser beglaubigt als viele übrigen. 
Sestgebuͤnden inmitten dieser blutdürstigen, jungen Tiger, wurde 
Cassianus das langsame Opfer ihrer feigen Grausamkeit. Nach dem 
Berichte des christlichen Dichters Prudentius schrieben einige mit den Stahl— 
griffeln, die gebraucht wurden um auf die mit Wachs überzogenen Tafeln 
zu schreiben, ihre Aufgaben in sein Sleisch. Andere gingen soweit in ihrer 
unnatürlichen Brutalität, daß sie seinen zerfleischten Leib auf die aus— 
gesuchteste Weise mißhandelten. Von Blutverlust und Schmerz erschöpft, 
fiel er endlich zu Boden, ohne im stande zu sein sich wieder zu erheben. 
Ein lautes Nubelgeschrei erscholl, neue Unbilden wurden ihm zugefügt; 
dann zerstreute sich die Schar der jugendlichen Dämonen um zu Hause 
ihren Spaß zu erzählen. 
Sur Christen ein anständiges Begräbnis zu besorgen fiel ihren Ver— 
folgern niemals ein; und so ließ Corvinus, der seine Augen an dem 
grausamen Schauspiele seiner Rache geweidet und seine bereitwilligen Werk— 
zeuge zuerst zu der schändlichen Tat aufgereizt hatte, den Sterbenden un— 
bekümmert in seinem Blute liegen. Aber sein treuer Diener trug ihn auf 
sein Bett und sandte nach Pankratius. Dieser stand bald an der Seite 
des Sterbenden. Der Ningling entsetzte sich über das, was er sah, und 
über das, was ihm von der unerhörten Mißhandlung seines alten Lehrers 
erzählt wurde. Er erbaute sich aber auch an dem, was er bezüglich seiner 
Geduld hoͤrte. Kein Wort des Vorwurfs war über seine Lippen gekommen; 
nur Gebet hatte seine Gedanken und seine Zunge beschäftigt. 
sassianus erkannte seinen lieben Schuͤler, lächelte ihm zu und drückte 
ihm die Zand, konnte aber nicht reden. Erst am folgenden Morgen ver— 
schied er im Srieden. Die christlichen Leichenzeremonien wurden stille in 
dem Hause selbst, das dem Cassianus gehörte, vollzogen. Mit schwerem 
serzen eilte Pankratius von dem Schauplatze eines so traurigen Ereignisses 
hinweg und hatte alle Mühe den Unwillen gegen den herzlosen Wilden 
zu bekämpfen, der ein solches Verbrechen angestiftet hatte. 
Aus „Fabiola“ des englischen Kardinals Nik. Wiseman; übersetzt von Th. Elsäßer. 
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