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Heeren gegen ihn, und Thassilo mußte Gehorsam versprechen.
Aber als Karl weggezogen war, empörte sich Thassilo und
reizte die Avaren, ein wildes und rohes Volk in Ungarn,
zu wiederholten Einfällen in das fränkische Reich. Da
Nagten die eigenen Unterthanen ihren Herzog beim Kaiser
des Meineides an, und die Fürsten des Reiches ver-
urtheilten Thassilo zum Tode. Weinend und Reue be¬
theuernd flehte dieser um sein Leben. Karl ließ ihn nicht
todten, sondern schickte ihn in ein Kloster, wo er bis zu
seinem Tode gefangen saß,
Auch die räuberischen Avaren wurden gestraft. Ver¬
heerend drangen die Franken in ihr Land und trieben
die Avaren siegreich vor sich her. Alles Land bis zur
Theis und zur Mündung der Drau wurde erobert. Da
schickten die Avaren Gesandte und Friedensboten mit
reichen Geschenken an Karl und baten um Frieden. Und
bald darauf erschien der Chan (König) der Avaren selbst
vor Karl zu Aachen, um den Eid der Treue zu schwören
und sich mit vielen Edlen seines Reiches taufen zu
lassen.
Karl errichtete an der Grenze des Avarenlandes
an der Donau eine Markgrafschaft, die Ostmark; diese
wurde später zu einem Erz-Herzogthum erhoben und hieß
Oesterreich, und dieses ist das Stammland des heutigen
Kaiserthums Oesterreich.
5. Karl rmd die Sachsen.
zur Zeit Karls des Großen fielen die Sachsen
wiederholt in fränkisches Gebiet ein, plünderten,
raubten und verübten Gewaltthaten. Einzelne
fränkische Fürsten auf der Grenze empfingen sie
kräftig und trieben sie aus einige Zeit zurück; aber immer
erneuerten die Sachsen ihre Feindseligkeiten und Raub¬
züge. Da beschloß Karl den Krieg gegen sie. Dabei
fühlte er sich als christlicher Kaiser berufen, sie dem
Heidenthume zu entreißen und zum christlichen Glauben