Afrika,
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Das zweite Gebiet, die Sahara, umfaßt auch Aegypten. Es
ist die Zone des regenlosen NO.-Passat. 1. In der Wüste finden
sich nur spärliche Sand- und Salzpflanzen. Man unterscheidet vier
Vegetationsformationen: Die steinige Hammada mit spärlichen, stach¬
ligen Holzgewächsen, die Dünenthäler, welche neben den Holz¬
gewächsen Gräser für Kamelweide bieten, also zeitweilig von Nomaden
ausgesucht werden, die Wadi (Wasserrinnen), mit großen Ginster¬
büschen, Grasbüscheln, selten mit einigen laubtragenden Bäumen —
das ständige Weidegebiet der Nomaden, u. die Oasen, die wasserreichen
Kulturstriche, nur mit Kulturpflanzen bedeckt, der feste Sitz einer acker¬
bautreibenden Bevölkerung. Das wichtigste Nahrungsmittel, häufig
monatelang die einzige Speise, ist die Dattel. Die Dattelpalme bedarf
zu ihrer Erhaltung und zur Zeitigung ihrer Früchte großer Wasser¬
mengen und entwickelt sich nur da vollständig, wo ihre Wurzeln mit
den unerschöpflichen Wasservorräthen in Verbindung stehen, durch welche
die Wüste vom Atlas und andern Gebirgen aus unterirdisch befeuchtet
wird. Unter den mehr als 60 Arten Datteln liefern die Oasen von
Tunis die besten in Afrika. Außerdem baut man hie und da Tabak,
Mohn, Hanf (Haschich), Sirch und Mais. 2. Auch das Nilthal
(Aegypten) kann als eine große, reich bewässerte.Oase angesehen
werden. Wald- und Gebirgspflanzen fehlen hier gänzlich, wie auch
die natürliche Wiese. Unter den Gewächsen des Flusses dienen der
rothe und blaue Lotus, im Alterthum heilige Pflanzen, als Speise.
Am Ufer des Nil kommt allenthalben angepflanzt und wild, die Dattel¬
palme vor. In Oberägypten tritt vom 27 o N. an die Dumpalme
hinzu. Die faserige Frucht wird gegessen. Die Sykomore, eine Art
Feigenbaum, liefert brauchbares Holz. Der Ackerbau richtet sich nach
den periodischen Ueberschwemmungen des Nil. Im Spätherbst, wenn
der Nil gefallen ist, säet man Weizen und Gerste, Bohnen und andere
Hülsenfrüchte. Der Weizen wird im April oder Mai geerntet. Der
Flachs blüht bereits Mitte Mürz. Diese Winterkultur entspricht unserer
Sommerkultur. Die Gewächse der tropischen Zone werden dagegen
im Frühling gesäet und müssen, da die Sommerregen fehlen, künstlich
bewässert werden durch Berieselung oder Schöpsräder. Man baut
Mais, Sirch, Sesam, Reis nur im Delta, Indigo und Zuckerrohr nur
in Oberägypten, und in den letzten Jahren außerordentlich viel Baum¬
wolle; auch gedeihen alle Südfrüchte recht gut.
H 283. Die dritte Zone bildet das tropische Afrika, die Zone
des tropischen Urwaldes. Die Dattelpalme verschwindet gegen Süden
immer mehr und macht der Deleb- und Dumpalme Platz. Der Bao¬
bab oder Aflenbrodbaum, der Riese der Pflanzenwelt, ist dagegen nur
in der Zone der tropischen Regen heimisch. Er ist das Symbol des
L>udan, wie die Dattel das der Oasen. Großlaubigkeit ist ein Haupt¬
charakter der Waldbestände und Buschwaldungen. Mangrovegebüsche
wuchern am Seeufer. Ihnen nahe liebt die Kokospalme nur das
Meeresgestade. Prachtvolle üppige Waldbäume mit dichtem Unter¬
gebüsch und rankenden Schlingpflanzen umsäumen die Flußufer. Die
Guineaküste ist ein ununterbrochener Wald. Auf den Hochebenen