Full text: Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen

Die physische Geographie. — Die Lust. 
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Wirkung von Land und Wasser aus die untern Schichten der Atmosphäre 
verschieden. Unter gleichem Sonnenstände wird das Meer nie so warm 
durch die Einstrahlung, aber auch nie so kalt durch die Ausstrahlung 
als das Land. Die Erwärmung der Luftschichten geht von unten aus, 
die Abnahme der Jahreswärme erfolgt in unserer Zone etwa in dem 
Verhältnis von 1° R. auf 225m. Höhe. Daraus erklärt sich, daß 
unter verschiedenen geogr. Breiten der Nullpunkt (0° R.) in verschie¬ 
dener Höhe der Luft eintritt und in Folge davon auf den Gebirgen 
die Schneelinie, d. h. die Grenze, bis zu welcher von oben her der 
Schnee auch im Sommer aus den Höhen liegen bleibt, von dem 
Aequator nach dem Pol allmählich sich dem Meeresspiegel nähert. Doch 
fällt die Schneelinie nicht mit der Jahresisotherme 0° R zusammen, 
sondern wird durch das continentale Klima und geringere Schneemassen 
modificirt. An den Küsten liegt sie tiefer als im Binnenlande. Der 
verschiedene Sonnenstand außerhalb der Tropen bringt die 4 Jahres¬ 
zeiten hervor, je nachdem die Ein- oder Ausstrahlung überwiegt. Die 
höchste Jahreswärme tritt erst nach der Culmination, im Juli, die tiefste 
Kälte im Januar ein; grade so wie die tägliche höchste Wärme erst 
nach Mittag, die tiefste Kälte vor Sonnenaufgang sich zeigt. Daher 
gewinnt man die mittlere Temperatur des Tages durch 3maliges 
Ablesen des Thermometers, um 6 Uhr früh (vor Sonnenaufgang), 
2 Uhr Mittags, 10 Uhr Abends (nach Sonnenuntergang), und weiter¬ 
hin aus den mittleren Temperaturen der einzelnen Tage die mittlere 
Temperatur des Monats und des Jahres. 
§ 19. Isothermen (1817 durch Humboldt eingeführt) sind die 
Linien, welche die Orte gleicher Jahrestemperatur auf der Karte ver¬ 
binden. Die Jsotheren zeigen gleiche Sommertemperatur, Jsochi- 
menen gleiche Wintertemperatur an. 
Der Unterschied von Land- und Seeklima (continentalem und 
oceanischem Klima) beruht darauf, daß das Festland die Sonnenwärme 
rascher und stärker annimmt als das Meer, sie aber auch rascher ver¬ 
liert und sich tiefer abkühlt. Auf dem größten Continente (der alten 
Welt) muß daher die größte Wärme und die größte Kälte Vorkommen. 
Und so erscheint auch das größte klimatische Wärmecentrum im 
Sommer in Afrika und Asien quer über dem rothen Meere von Tim- 
buktu bis zur Wüste Thurr am Indus mit 28o R. (Juli-Isotherme); 
das größte Kältecentrum im Winter (Januartemperatur) in Nordasien 
(Jakutsk) mit — 32° R. Der kleinere Continent Amerika zeigt natür¬ 
lich geringere Gegensätze, nämlich im Juli zwei Wärmecentren in der 
nordamerikan. Wüste am Rio grande und in den südamerikan. Llanos 
am Orinoco mit 24° R.; sein Kältecentrum aus der Melville-Insel 
— 32° R. Wenn (nach Dove) die Temperatur auf der Oberfläche 
der ganzen Erde im Juli beinahe 14° R., int Januar dagegen nur 
10° R. beträgt. so ergibt sich daraus, daß die nördliche Hälfte der 
Erde, die Hemisphäre der großen Landmassen wärmer ist als die süd¬ 
liche oceanische Erdhalbe. Aber da die Sonne im Perihel über der 
südl. Hemisphäre culminirt (auf der nördl. Hemisphäre im Aphel.), so 
wirkt der direkte Sonnenstrahl z. B. in Australien weit energischer als
	        
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