Full text: Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen

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Turan oder Türkiftan. 
Geschicke Jnnerasiens. Im Osten und Norden von Randgebirgen um¬ 
geben, durch welche nur beschwerliche Pässe führen, ist das Hochland 
von Afghanistan besonders geeignet, die beiden europäischen, rivalisiren- 
den Mächte auseinander zu halten. 
Die Bevölkerung ist theils ansässig, theils nomadisch. Sie be¬ 
steht aus sunnitischen Afghanen (richtiger Avghanen), ein Volk voll 
Bildungsfähigkert und kriegerischen Muthes, dessen Sprache, das Paschtö, 
ein Zweig der nordindischen (sanskritischen) Sprachenfamilie ist. Ferner 
gibt es im Lande Tädschik, Hindu, Kysyl-Basch (Rothköpfe) von 
türkischer Abstammung und Schiiten; u. a. Produkte: Die Berge 
sind reich an Metallen, die Hochflächen erzeugen Getreide und in den 
Thälern auch Südfrüchte. Die Viehzucht ist bedeutend. Die In¬ 
dustrie liefert nur für den Bedarf des Landes. Der Handel wird 
auf den Karawanenwegen mit Kamelen betrieben; zwischen Indien 
und Afghanistan wird er von den Lohani besorgt, die zugleich Hirten 
und Kaufleute sind. 
Kandahar, 30,000 E., Ghasna, 3000 oder 10,000 E., 2570 m. ü. M. 
Kabul, 60,000 E., 2000 m. ü. M., Sitz des mächtigsten Chans oder Sultans. 
Lebhafter Transitverkehr am Knotenpunkte der Karawanenstraßen. Wichtigste 
Straße durch die Chaiberpässe nach Pischawar. Bamijân, 2600 m. ü. M., 
wichtiger, aber beschwerlicher Paß nach Turan. Valch, 2000 E., 300 m. 
ü. M.. in mitten ausgedehnter Ruinenhügel, im alten Baktrien, ist nur im 
Winter bewohnt. Herat am Heri-Rud in fruchtbarer baumloser Ebene. Als 
Schlüssel zu Afghanistan Zankapfel zwischen Persien und Afghanistan. Auch 
die Landschaft Kundus in Turan ist dem Chan von Kabul unterthan. 
Kafiristan (Land der Ungläubigen) im NO. Kabuls, ist ein 
Alpenland und zählt auf 1000 QM. etwa 300,000 Einw. Die Be¬ 
wohner, wegen ihrer Kleidung von schwarzen Ziegenfellen, Sijaposch, 
d. h. Schwarzgekleidete, genannt, treiben Ackerbau und Viehzucht. 
§ 35i. D.m'n, oder TürkiMn. 
Dieses Land, in der Mitte Asiens, erstreckt sich vom kaspischen 
See bis zum Quellgebiet der großen chinesischen Ströme über 40 Längen¬ 
grade und wird im S. von Iran und Tibet, im N. von Sibirien 
begrenzt. Durch den Bolordagh mit der Hochebene Pamir (das Dach 
der Welt) und den sich anschließenden Thian-Schan wird das Land in 
2 Theile, Ost- und Westtürkistan zerlegt; dort das Gebiet des Tarim, 
hier das der Zwillingströme Syr- und Amu-Darja. Alle Ströme ver¬ 
laufen in Binnenseen. Der Steppen- und Binnenlandscharakter des 
ganzen Gebietes spricht sich dadurch aufs bestimmteste aus. Während 
Osttürkistan sich erst seit 1862 von der chinesischen Herrschaft frei¬ 
gemacht, verfällt Turan oder Westtürkistan immer mehr der vordringen¬ 
den russischen Macht. Völlig unabhängig ist hier im S. vielleicht nur 
noch das herrenlose, wilde Badachschan geblieben. Bevölkerung. 
Die türkischen Oesbegen (d. h. Herr), größtentheils ansässig und 
mit Ackerbau beschäftigt, dehnen sich als die herrschende Rasse vurch 
das ganze Land aus von der Südspitze des Aralsees bis nach Komul;
	        
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