Full text: Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen

Hinterindien. 
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trieben wurde, nun sich aber über Centralasien, China und Hinterindien 
verbreitete. Er zählt gegen 300 Mill. Bekenner. Buddha gilt als 
Fleisckwerdung Gottes.' Er wurde getauft, lernte die Sprachen, um 
alle Volker zu lehren, lebte unter Fasten und Kasteien in der Wüste. 
Zehn Gebote sind ihm geoffenbart (nicht tödten, nicht stehlen, nicht 
schwören und lügen u. a.). Der Charakter seiner Religion ist Milde, 
Gleichheit, Brüderlichkeit, im Gegensatz zur Härte und Anmaßung des 
Brahmanismus. Er predigte Mitleid und Barmherzigkeit auch gegen 
die Thiere. Jeder Birmane muß einmal in seinem Leben Mönch ge¬ 
wesen sein ld. h. das gelbe Kleid der Pungyi getragen haben). Birma 
ist das Land des naiven Gespensterglaubens. Nirgends gibt es mehr 
goldschimmernde Pagoden (Tempel, zuweilen sogar mit Landkarten und 
Glocken geschmückt), die Klöster sind mehr Schulen als Kirchen, und 
ein eigentlicher Gottesdienst fehlt. Von 6—13 Jahren gehen die 
Knaben in die Schule und lernen lesen und schreiben. Man schreibt 
weiß auf schwarz d. h. mit Specksteinschrift auf schwarzgefärbten 
Tafelbüchern. — Die Malereien der Birmanen sind besser als die der 
andern südasiat. Völker, weil sie mehr Verständnis für Perspektive 
haben. Auch üben sie Musik und haben Dichter und Schauspiele. — 
Die Hauptnahrung bildet Reis, da nach der Lehre Buddhas kein 
Thier getödtet werden darf. Selbst Eier scheut man sich zu kochen, 
um das Leben nicht zu vernichten. Hühner ißt man nur, wenn sie 
vor Alterschwäche sterben. Die gefangenen Fische läßt man auf dem 
Sande verschmachten; man hat sie d,ann nicht getödtet, sie starben frei¬ 
willig. Produkte. 1. Metalle, besonders Eisen, gibt es in Menge; 
aber es wird wenig ausgebeutet. Petroleum wird zum Brennen der 
Lampen verwendet. 2. Reis, Baumwolle, Indigo, Mais, Weizen, 
Tabak (geringe Gartenkultur), viel Nutzholz. 3. Nur als Zugthiere 
werden gehalten Ochsen, Büffel, Pferde, Elephanten. Die Industrie 
liefert treffliche Goldarbeiten, Holzschnitzereien, lackirte Waaren, Serden- 
gewebe. Nur die Chinesen treiben das Gewerbe fabrikmäßig. Der 
Handel über See ist in den Händen der Europäer, welche auch den 
Jrawadi auswärts Verbindung mit den inneren Provinzen Chinas an¬ 
streben. Eine Münze besteht nicht, Silber gilt nach dem Gewicht. 
Zum Rechnen wie zum Beten dient der Rosenkranz, der in den Kreuz¬ 
zügen nach Europa kam. Ausfuhr von Tikholz, Baumwolle, Wachs, 
Stangenlack. Einfuhr von Baumwollzeugen, Waffen, Opium, Spi¬ 
rituosen, Zucker. 
Awa, „die Stadt der Kleinodien und Juwelen", trauert in einsamer 
Verödung, die Trümmer sind mit dichten Pflanzenwuchs umhüllt. Amara- 
pura, „die Stadt der Unsterblichen", ist verfallen. Nur hier und da ist noch 
ein Haus bewohnt; das von Chinesen bewohnte Quartier ist allein noch gut 
erhalten. Um sie zu vertreiben, hat der König befohlen, einen Canal mitten 
durch das Stadtviertel zu graben. Denn wenn der Herrscher die Stadt ver¬ 
läßt, ist sie dem Verderben geweiht. Nach Kriegsunglück Pflegen die birmani¬ 
schen Könige gewöhnlich ihre Hauptstadt zu verändern und dies ist Ursache, 
daß alle Reiche Hinterindiens so viele verfallene Residenzen aufzuweisen haben. 
Mandalay, feit 1858 Residenz, liegt nördlich von der verlassenen Hauptstadt, 
östlich vom Jrawadi, in schattenloser sumpfiger Ebene, die früher dem Reis¬ 
bau diente. Außer den birmanischen Einwohnern und den Mohammedanern
	        
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