Full text: Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen (H. 5)

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3. Die Blütezeit der griechischen Kultur. 
felder zeigen die Geburt der Göttin und ihren Wettstreit mit Poseidon, die Mewpen 
die Siege, welche die Gesittung mit ihrer Hilfe über die Barbarei errungen hat (bie 
Kämpfe der Götter gegen die Giganten, der Lapithen gegen die Kentauren, der Grie¬ 
chen gegen die Amazonen). Der CeNafries stellt den Festzug der Panathenäen dar. 
Von den Standbildern, die meist aus Erz oder um einen Holzkern aus Gold und 
Elfenbein verfertigt waren, sind nur Nachahmungen erhalten. Die neue Zeit wird 
durch Pythagoras von Samos eingeleitet, der zuerst dem Studium des menschlichen 
Körpers größere Sorgfalt zuwandte. Unter seinen Nachfolgern ist Kalamis ans 
Athen, ein Zeitgenosse Kimons, wegen seiner überlebensgroßen Götterstatuen zu 
nennen. Den Höhepunkt der Kunst bilden Myron, Phidias und der Sikyonier Poly- 
klet. Obwohl sie aus derselben Schule eines argivifchen Meisters hervorgegangen 
sind, prägt sich doch in den Werken eines jeden eine eigentümliche Richtung und 
Auffassung aus. Myron und Polyklet nehmen ihre Motive mitten aus der Wirk- 
lichkeit. Aber während der eine den Augenblick schneller Bewegung oder äußerster 
Kraftanfpannung zur Wiedergabe wählt und eine mit Recht bewunderte Natur¬ 
lebendigkeit erzielt, wie im Marfyas uud im Diskuswerfer, legt ber andere eine vor- 
nehme Ruhe in feine Ebenmaß und Gesundheit atmenden Gestalten, so in dem Speer- 
träger und im Diadumenos (dem Jüngling, der sich die Siegerbinde ums Haar fchliugt). 
Phidias, unter dessen Oberleitung die Prachtbauten der Perikleischen Zeit entstehen, 
ist ganz dem Idealen zugewandt. Deshalb bildet er fast ausschließlich Götter und 
Heroen, die, natürlich und erhaben zugleich, die Verkörperung wahrer Menschen- 
würde darstellen. Als die vollendetsten Schöpfungen werden die Goldelfenbein- 
bildet des Zeus im Tempel zu Olympia und der Athene im Parthenon gepriesen. 
Hinter den andern Künsten steht die Malerei im Anfange dieser Periode noch 
weit zurück. Es fehlt ihr das technische Können. Perspektivische Darstellung ist ihr eben- 
so unbekannt wie Licht- und Schattengabe. Man begnügt sich damit, das Landschaft¬ 
liche eben anzudeuten. Es kommen nur vier Farben zur Verwendung: weiß, schwarz, 
gelb, rot, aus denen man allerdings durch Mischung neue Töne findet. Dagegen 
sind die Figuren richtig gezeichnet, und ihre Haltung ist natürlich. Dabei liegt etwas 
Charaktervolles in der Darstellung. Die angesehensten Meister der Kimonischen und 
Perikleischen Zeit sind Mikon und Polygnot. Ihre Gemälde waren durchweg Fresken, 
da sie die Farben auf den nassen Kalk auftrugen. Die Stoffe wurden meist der Mytho- 
logie entlehnt; doch fehlte es auch nicht an Bildern, welche die großen Ereignisse der 
jüngsten Vergangenheit behandelten. Polygnot malte „deitFreiermord des Odysseus", 
„Odysseus in ber Unterwelt" unb „bie Eroberung Trojas". Das letztgenannte Bilb 
schmückte eine Wanb ber „bunten Halle" am Marktplatz zu Athen. Die anbern Wänbe 
zeigten Fresken Mikons, bessen Hauptwerke „bie Amazonenschlacht" unb „der Sieg 
bei Marathon" waren. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts entsteht in Jörnen eine 
neue, etwas realistische Richtung. Ihre namhaftesten Vertreter sind Zeuxis, Par- 
rhafius und Timanthes. Durch vervollkommnete Technik — inzwischen war die 
Perspektive erfunben, unb hatte mau Licht unb Schatten wieberzugeben gelernt 
getreue Nachahmung ber Natur unb Sauberkeit ber Ausführung übertreffen sie bie 
früheren Meister, erzielen aber nicht bie erhebende Wirkung, die deren Gemälden 
nachgerühmt wird. Eine hübsche Anekdote erzählt, Zeuxis habe Trauben so treffenb 
gemalt, daß Vögel nach ihnen picken wollten, Parrhasius aber habe durch das Bild 
eines Vorhanges selbst seinen Nebenbuhler Zeuxis zu täuschen verstanden. Das 
schönste Gemälde des Timanthes scheint „das Opfer der Iphigenie" gewesen zu sein, 
von dem sich eine freie Nachbildung aus romischer Zeit im Museum zu Neapel findet.
	        
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