Full text: Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des Dreißigjährigen Krieges (H. 3 = Kl. 3)

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Die Folgen des Krieges. 
Frankreich urtö Schweden hatten die äußere und innere Gestaltung Deutschlands 
vorgenommen und hatten es völlig ohnmächtig gemacht. Sie sorgten auch dafür, 
daß es immer so blieb; sie erlangten im Friedensschlüsse das Recht, die neue „Reichs-' 
Ordnung" zu überwachen. Fremde Staaten durften sich also nun jederzeit in deutsche 
Sachen einmischen. 
Durch den Friedensschluß wurde Deutschland völlig unter die Huf- 
ficht und den Einfluß des Auslandes gestellt. 
III. Ordnung des ttirchenwesens. 
Das Kaiserhaus hatte die protestantische Kirche vernichten wollen. Dieses Ziel 
wurde nicht erreicht. Die evangelische Kirche wurde anerkannt und zwar nicht mehr 
bloß die lutherische (s. S. 106!), sondern auch die reformierte. — Im Mittelalter 
hatten über (Blaubensfragen Papst und Konzilien entschieden. In der Reforrna- 
tionszeit kam es dahin, daß die deutsche Kirchenfrage dem Konzil entzogen und zu 
einer Sache des deutschen Reichstags gemacht wurde (s. 5.106!). Jetzt wurde die 
Kirchentrennung als vollzogen und erledigt angesehen. Über kirchliche 
Angelegenheiten hatte auch der Reichstag nicht mehr zu entscheiden. 
Das Bekenntnis der Landeskirche bestimmte noch immer der Landesherr. 
Andersgläubige durften nun aber Hausgottesdienst auf ihre weise abhalten; 
auch erhielten sie das Recht, auszuwandern. Das Kaiserhaus aber setzte es beim 
Friedensverträge durch, daß selbst diese geringen Rechte Andersgläubiger den öster¬ 
reichischen Protestanten nicht gesichert wurden. 
G. Die folgen des großen Krieges. 
Das deutsche Land. Hm furchtbarsten hatte der Krieg das flache Land heim- 
gesucht. Die Dörfer waren verödet oder eingeäschert; die zertretenen Felder lagen 
unbebaut. Manche Gegenden, z. B. Brandenburg und das Elsaß, hatten mehr als 
die Hälfte der Bevölkerung durch Pest und Hungersnot und durchs Schwert verloren. 
Rus ihren Zufluchtsstätten, den dichtesten Wäldern und unzugänglichsten Bergschluchten, 
wagten sich die armen Bauern nun wieder hervor. Doch es fehlte ihnen am Not¬ 
wendigsten zum Anfange, an Vieh und Saatkorn. Zwei Jahrhunderte hat es ge¬ 
dauert, ehe die Dörfer den alten Wohlstand wiedererlangten. — Nicht ganz so trost¬ 
los stand es mit dem Bürgerstande. Die festen Mauern hatten die Städte meist 
vor dem Schlimmsten geschützt. Doch auch manche Stadt hatte furchtbar gelitten 
durch (Einquartierung und Plünderung. Die Vorstädte waren niedergebrannt. Im 
ganzen Lande lag nach dem Kriege Gewerbe und Handel darnieder; denn bei der 
entsetzlichen Not des Bauernstandes fehlte es dem bürgerlichen Handwerker und Kauf¬ 
mann an Absatz. Ganze Gewerbszweige gingen völlig zugrunde. 
„Was kostet uns der Krieg?" Der Wohlstand Deutschlands war vernichtet. 
2)0$ deutsche ÖOlf. Jede Erziehung durch die Familie, durch Kirche und Schule 
hatte gelitten oder gänzlich aufgehört. In allen Ständen war ein roher, gewalttätiger
	        
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