I. Mitteleuropa.
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und Tausende armer Gebirgsbewohner nähren sich durch Verfertigung von
Schindeln, Siebrändern, Holzschuhen n. s. w.
Das Gestein, aus welchem dieses deutsche Grenzgebirge besteht, ent-
hält wichtige nutzbare Mineral st osse, wie Schwefelkies, Graphit, Quarz
und Porzellanerde, durch deren Verwendung Hunderte von Menschen Be-
schäftigung finden. Früher besaß das Gebirge auch einen beträchtlichen
Goldreichtum.
Die Kürze des Sommers erlaubt nur Hafer und Sommergetreide zu
bauen; dagegen gedeiht der Flachs sehr gut, der gleichfalls vielen Bewohnern
Beschäftigung gibt. Am rauhesteu sind die Gehänge gegen Böhmen.
Reich ist das Gebirge an Gewässern, die teils nach Bayern zur
Donau, teils nach Böhmen zur Elbe eilen.
2. Das Fichtelgebirge. Dasselbe, seiner Form nach einem Huf-
eisen vergleichbar, besteht aus einem Zentralknoten, an den sich zwei Arme
anlehnen. Aus dem Zentralknoten erheben sich die bedeutendsten Höhen:
der Schneeberg, 1100m hoch, und der Ochsenkopf, 1000m hoch.
Das Klima des Gebirges ist rauh, die Fruchtbarkeit des Bodens
deshalb gering. Kartoffeln und Flachs sind die hervorragendsten Produkte.
Die Bewohner waren dadurch gezwungen, auf andere Erwerbszweige zu
sinnen; einen solchen bildet vor allem der Bergbau, der früher sogar
viel bedeutender betrieben wurde, selbst auf Gold, wovon noch heute zahl-
reiche Märchen im Munde des Volkes erzählen. Außer diesen Beschästi-
guugeu, die im Boden ihre Grundlage haben, ist auch die Weberei
eine vorzügliche Einkommensquelle.
3. Der fränkische Jura; über ihn wird weiter unten die Rede sein.
b) Rheingebiet.
Hier kommen in Betracht die oberrheinische Tiefebene und die
den Rhein begleitenden Gebirgszüge Schwarzwald und Wasgau mit
ihren Fortsetzungen, ferner das schwäbisch-sränkische Stuseulaud
und die es umgebenden Grenzgebirge.
I. Die oberrheinische Tiefebene. Sie erstreckt sich von Basel
bis Mainz zwischen Schwarzwald und Wasgau und deren nördlichen Fort-
setznngen. — Der fast wagrechte Thalgrund wird nur im Süden der
Ebene unterbrochen, wo unweit Freiburg im Breisgau der Kaiserstuhl
(600 m) aufsteigt, ein vulkanisches Waldgebirge mit prächtiger Aussicht. —
Reich bewässert wird das Gebiet durch den Rhein mit seinen Nebenflüssen.
Der Rhein tritt bei Basel in die oberrheinische Tiefebene ein und nimmt damit
seine frühere n. Laufrichtung wieder auf. Er behält dieselbe nun bei bis Mainz,
wo er plötzlich eine scharfe Wendung gegen W. bis Bingen nimmt. Diese Strecke
zwischen Mainz und Bingen ist der vielbesungene Rheingau. — Links ist der größte
Nebenfluß die Jll, welche das obere Elsaß durchfließt und bei Straßburg mündet.
Rechts fließen zu dieKinzig, die Murg, der Neckar (S. 45) und der Main (S.44).
Infolge der tiefen Lage und der allenthalben schützenden Gebirgsmanern
erfreut sich die Ebene des wärmsten Klimas in Deutschland (9—10°