Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

Die Schweiz. 95 
b) Die Vierwaldstätter Alpen bis zum Querthal der Reuß, die in 
den Vierwaldstätter See mündet. Prächtige Rundsicht gewährt der Pilatus 
(2150 m), auf den eine Zahnradbahn führt. 
c) Die Glarner- und Schwyzer-Alpeu vom Reußthale bis zum 
Züricher- und Möllensee'). Aus ihrem südlichen Teile steigt der Tödi bis 
zu 3600 in empor. Unter den nördlichen Bergen ist der Glärnisch 
(2900 in) der höchste und der Rigi wegen seiner schönen Aussicht der be- 
rühmteste. Auf letzteren führen jetzt zwei Bahnen. 
6) Die Thuralpeu zwischen dem Wallen- und Zürichersee und dem 
Bodensee mit der Kette der Chnrsirsten und der Gruppe des Sentis (2500in). 
2. Die südliche Hälfte gliedert sich in folgende Gruppen: 
a) die Walliser oder penninischen Alpen; sie ziehen vom Großen 
St. Bernhardspaß bis zum Simplon (sän»plongs)-Paß; ihre größte 
Höhe erreichen sie in der Gruppe des Monte Rosa (4600 in). — Ju der 
Einsenkuug des Großen St. Bernhard (2500 in) liegt eines der höchsten 
ständig bewohnten Gebäude Europas, das berühmte Hospiz. 
b) Die lepontischen Alpen zwischen dem Simplon- und Splügen- 
paß; sie werden vom Tessin (tessin), der am St. Gotthard entspringt und 
zum Lago maggiore (madschöre) fließt, durchschnitten. — Der Simplon- 
p aß (2000 in), über den die älteste alpine Kunststraße führt, verbindet das 
obere Rhonethal mit dem Westende des Lago maggiore. 
c) Die rätischen oder Graubündner Alpen; sie zerfallen durch das 
obere Innthal oder das sog. Engadin (engadin) in die nordrätischen 
und in die südrätischen Alpen; in ersteren erheben sich die Albula 
(älbula)- und Silvretta-Grnp pe bis zu 3400 in; letzteren gehört an die 
gletscherreiche Bernina (bernma)-Gruppe (bis 4000 in). —An Pässen sind 
erwähnenswert der Albula- und der Jnlierpaß, welche aus dem Engadin 
in das Rheinthal, und der Berninapaß, welcher ins Addathal führt. 
In klimatischer Hinsicht weist das Alpenlaud infolge der bedeutenden 
Höhenunterschiede die größten Gegensätze ans. In den Niederungen der 
Rhone und in den ebenen Strichen des Tessiner Gebietes erreicht die Hitze 
oft dieselbe Höhe von Graden, wie in Unteritalien; dagegen kommt die 
Temperatur der bedeutendsten Alpenerhebungen jener der höchsten Breiten 
der Erde gleich. In den tiefgelegenen Gegenden lohnt denn auch der Obst- 
und Weinbau fehr reichlich, auf den höchsten Spitzen der Alpen dagegen 
finden sich nur mehr Algen und Flechten. 
Die Bewohner des schweizerischen Alpenlandes sind überwiegend 
deutscher Abstammung; im Rhonegebiete wohnen jedoch Franzosen, im 
Gebiete des Lago maggiore Italiener, und im Gebiete des Vorder- und 
Hinterrheins und im Engadin Rätoromanen^). — Die Hauptbeschäftigung 
der Bewohner bildet die Viehzucht; sie tritt hier selbständig auf und besitzt 
durch ihre Erzeugnisse an Milch, Käse (Emmenthal) n. s. w. die größte Be- 
dentung. In dem heißen Rhone- und Tessingebiet blüht besonders der 
Wein- und Obstbau. Die n.-ö. Kantone zeichnen sich durch ihren Gewerbe- 
fleiß aus; besonders großartig ist hier die Baumwollindustrie entwickelt, 
mit welcher die Stickerei aufs engste verbunden ist. — Eine weitere an¬ 
sehnliche Erwerbsquelle bildet dem Lande der Fremdenverkehr.^) 
*) Der Züricher- und Wallenfee bildeten früher einen einzigen langgestreckten See; 
durch das Delta der von S. kommenden Linth wurden sie getrennt. 
2) Die Rätoromanen sind ein romanisierter Rest der uralten Räter, welche die 
Römer um das Jahr 15 v. Chr. hier antrafen. 
3) Er bringt der Schweiz eine Brutto-Einnahme von rund 100 Mill. Mark.
	        
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