120 Nordeuropa.
umspannen vermag, und der Fjord von Drontheim liefert noch ganze Schiffs-
ladungen voll Obst in den Handel.
Im Süden spaltet sich Skandinavien wie Italien in zwei halbinselartige
Vorsprünge, die das Skager Rak von einander scheidet.
Eine Eigentümlichkeit der Ostküste ist, daß diese sich in ihrem nördlichen Teile
allmählich hebt. 1620 liefen in den Busen von Torneä (törneo) die größten See-
schiffe ein, jetzt bleiben die kleinsten Fahrzeuge sitzen. Einzelne Fischerdörfer haben in
einem Zeiträume von 60 Jahren dreimal dem weichenden Meere nachrücken müssen.
2. üodengejtalt, öewäjserung und Klima.
Seiner Bodengestalt nach zerfällt Skandinavien in zwei sehr un-
gleiche Teile. Längs der ganzen Westküste zieht sich eine mächtige Ge-
birgserhebung, die schroff gegen den Ozean absällt und mit ihren östlichen
Terrassen den größten Teil Schwedens bedeckt. Südlich der eigentümlichen
Senke, welche durch bie schwedischen Seen bezeichnet wird, erhebt sich noch
ein kleines isoliertes Bergland, welches Südschweden ausfüllt.
A. Das skandinavische Hochgebirge. 1. Dasselbe ist eine zu-
sammenhängende Folge von Plateaux ohne alle Ketten- und Kammbildung,
die durch tiefe Thalrisse. von einander geschieden sind. Diese Hochflächen,
im nördlichen Teile Kjölen, im südlichen Fjelde genannt, senken sich
nach der Küstenebene am bosnischen Meerbusen in breiten Terrassen, gegen
Westen hin fallen sie steil und mauerartig ab. Die Mittelhöhe des Gebirges
nimmt von Norden nach Süden allmählich zu. Der höchste Punkt der Halb-
insel ist der Galdhöpig oder A(Ü)mesfjeld mit 2600 m im Osten des
Sognesjords.
2. Durch die eigenartige Gestaltung des Bodens sind auch die Ge-
Wässer des Landes bedingt. So haben auf der Westseite des Gebirges
die Flüsse infolge der schroffen Abdachung nur wenig Raum zur Entwicklung.
Die Bäche stürzen sich hier von den Steilseiten der Fjelde in prachtvollen
Wasserfällen in die Fjorde, ja unmittelbar ins Meer. Kein Land Europas
ist daher auch reicher an großartigen Wasserfällen als Skandinavien. —
Anders verhält es sich auf der Ostseite des Gebirges. Die längere Ab-
dachung hat hier auch bedeutendere Flüsse zur Folge. Sie sind in ihrem
Oberlanfe meist durch Seenbildung, in ihrem untern durch starkes Ge-
fälle gekennzeichnet. Wo darum nicht Kanalanlagen zu Hilfe kommen, find
sie für die Schiffahrt von geringer Bedeutung.
Die bedeutendsten Flüsse Skandinaviens sind:
a) der norwegische Glommen; er geht in das Skager Rak; *
b) der Klar-Elf (Elf-Fluß); er mündet in den Wener-See und er-
gießt sich aus ihm als Göta (jöta)- Elf ins Kattegat; auf dieser letzten
Strecke bildet der Strom die berühmten Trolhätta-Fälle;
e) der Dal-Elf und
6) der Tornea-Elf (törneo) münden in den bosnischen Busen.
Unter den zahllosen Seen sind die wichtigsten die der südschwedischen
Senke: der Wener-, Wetter-, Hjelmar- und Mälarsee. Der größte
unter ihnen ist der Wenersee mit 6 T. qkm (so groß ungefähr wie die
bayerische Rheinpfalz).
Die ganze Senke, in welcher die genannten Seen liegen, scheint der
Rest eines Meeresarmes zu sein, der vor nicht zu langer Zeit die Ostsee
mit dem Skager Rak verband.
3. Die Richtung des Hochgebirges von Norden nach Süden, verbunden
mit der höheren Erhebung im Westen, hat einen merkwürdigen klima-
tischen Gegensatz zur Folge. Während an der den regenbringenden Süd-