Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

Die skandinavische Halbinsel oder Schweden und Norwegen. 121 
west-Winden offenen Westküste die jährliche Regenmenge bis auf 2000 mm 
steigt, fallen in Stockholm nur 500 mm. Auch hinsichtlich der Wärme 
besteht zwischen dem Westen und Osten ein beträchtlicher Unterschied. Die 
Westküste erfreut sich, wie fchon oben erwähnt, eines ozeanischen Klimas, da- 
gegen ist das Klima des Innern und der Ostküste kontinentaler Natur. 
4. Die Hochflächen des Gebirges tragen an vielen Stellen ausgedehnte 
Schneefelder, von denen prachtvolle Gletscher oft bis fast ans Ufer des Meeres 
herabsteigen. 
B. 'Südschweden, welches durch das Seengebiet von dem skandi- 
navifchen Hochgebirge geschieden wird, enthält in feiner Mitte ein niedriges 
Berg- und Hügelland. 
3. öevölkerung. 
1. Abstammung. Den ältesten Teil der Bevölkerung bilden die 
Lappen und Finnen. Sie sind jetzt in die Gebirge des Nordens und 
an die nördlichen Küsten zurückgedrängt. Das jetzt herrschende Volk ist 
germanischen Stammes und scheidet sich in die Norweger (im Westen) 
und Schweden (im Osten). 
2. Religion und Bildung. Die Bevölkerung bekennt sich fast aus- 
schließlich zur protestantischen (lutherifchen) Kirche. — Fast jedermann kann 
lesen. Die Zahl der Analphabeten ist sehr gering. 
3. Nahrungsquellen, a) Die nördliche Lage des Landes, ver- 
bunden mit der Ungunst des Bodens, läßt den Ackerbau nur in sehr be- 
schränkter Weise sich geltend machen. In Norwegen z. B. liegen 2h des 
Bodens entweder ganz unbenutzt oder dienen höchstens zur Grasung. Das 
südliche Schweden jedoch führt beträchtliche Quantitäten Getreide aus. 
h) Die Viehzucht ist besonders auf den Bergweiden bedeutend, wo, 
ähnlich wie in der Schweiz, Alpenwirtschaft getrieben wird. Der Haupt- 
reichtum der nördlichen Lappen find die Renntiere. 
c) Die größte Bedeutung für das wirtschaftliche Leben der Norweger 
hat die Fischerei, besonders der Kabeljau- und Heringsfang. Da der 
Hering nicht so regelmäßig an bestimmten Stellen erscheint, wie der Kabeljau, so 
ist die ganze Küste mit einem Telegraphennetz umspannt, um den Fischern 
von dem Erscheinen der Schwärme sofort Kenntnis zu geben *). 
d) Das Land hat ferner großen Reichtum an Eisenerz; besonders 
berühmt sind die Eisengruben von Dannemora, nördlich von Stockholm, 
und bei Orebro, zwischen dem Wener- und Mälarfee. Auch auf Kupfer 
und Silber wird ergiebiger Bergbau getrieben, auf ersteres besonders bei 
Faluu(ä) in Schweden und am Ostende des Dovrefjelds in der Umgebung 
der Bergstadt Röraas (rörös) in Norwegen: dagegen fehlt es an Kohlen 
und gänzlich an Salz. 
e) Die Industrie ist noch wenig entwickelt, hauptsächlich weil es an 
Kohlen fehlt. Nur ein Erzeugnis wird weithin versendet uud ist auch bei 
uns bekannt: die schwedischen Zündhölzchen ohne Schwefel und Phosphor. 
Wohl aber ist, begünstigt durch den Reichtum an Holz und Eifen, der 
Schiffsbau in Schwung. 
k) Der Handel Skandinaviens ist vorzugsweise Seehandel. Die günstige 
Küstenbeschaffenheit, der Fischreichtum der Küste und die Ärmlichkeit des Binnen- 
landes haben namentlich die Norweger schon srühe auf die See gelockt, und 
fo treiben sie auch heutzutage noch mehr Seehandel als die Schweden. 
Der Kabeljau im getrockneten Zustande heißt Stockfisch, da die Trocknung an 
Stangen geschieht.
	        
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