Full text: Leitfaden der Geographie für Mittelschulen

124 Osteuropa. 
Gebiet, das die größte Kornkammer Europas ist, zu den besser bevölkerten 
Strichen Rußlands. Nur das von Don und Donez durchbrochene Gebiet 
ist infolge des geringen Niederschlages steppenartig. — Von den Flüssen, 
welche dieses Plateau durchziehen, ist besonders der Don zn erwähnen. Er 
enspringt sast am Nordrande des Plateaus, fließt anfangs südlich, hierauf 
südöstlich, bis er, nur wenige Meilen von der Wolga entfernt, sich gegen 
Südwest wendet und im flachen Liman von Afow endet. 
2. Die das Plateau umgebenden Tieflandsbecken sind folgende: 
a)^Das arktische Tiefland, nördlich des 60. Breitengrades. Seine 
wichtigsten Flüsse sind Petschora (ö), Dwina und Newa. 
Die Petschora kommt vom Uralgebirge, fließt fast nur durch unwegsame 
Nadelwälder und ergießt sich ins Eismeer. — Die Dwina entsteht ans zwei 
einander entgegenströmenden Qnellflüffen und geht dann ins weiße Meer. — 
Die Newa ist der Abfluß des Ladogasees (lädoga) und mündet in das 
Ostende des finnischen Busens. — Von den Seen dieses Gebietes sind be- 
sonders der Ladogasee (18 T. qkm) und Onegasee [ortega] (10 T. cikm) hervor¬ 
zuheben ; sie bilden in Verbindung mit den übrigen kleineren Seen wahr- 
scheinlich den letzten Rest eines alten Meeresarmes zwischen Ostsee und weißem 
Meer. — Das Klima dieses Gebietes ist im Norden außerordentlich rauh; 
daher die Ebene auch sehr pflanzenarm. Hier erstreckt sich der völlig nnwirt- 
liche Gürtel der Tundren, das sind baumlose, nur mit Moos und Flechten 
bedeckte Flächen. Südlicher beginnt der Gürtel der Nadelwälder mit 
ungeheuren Forsten und einem großen Reichtum an Pelztieren. Deshalb ist 
hier die Jagd die wichtigste Nahrungsquelle. 
b) Das Wolgatiefland; die Wolga entspringt aus der Waldaihöhe, 
strömt erst gegen Osten, dann, gezwungen durch die Vorhöhen des Ural, 
gegen Süden und bei Sarepta, kurz vor dem Eintritte in die kaspische Senke, 
nach Südosten. Ihre Mündung bildet ein Delta von mehr als 60 Armen. 
Nebenflüsse links: Kama; rechts: Oka mit der Moskwa. 
Die Oberflächenbeschaffenheit dieses Tieflandes zeigt große Ver- 
schiedenheit. Im oberen Teile desselben, besonders im Becken von Moskau, 
wird Obstbau getrieben, die Laubbäume überwiegen, und der Ackerbau ist 
ziemlich bedeutend. Dagegen beginnt südlich der Kama bereits das Steppen- 
gebiet und damit das Nomadenleben. Die Gegensätze der Jahreszeiten 
sind hier äußerst auffallend. Auf die glühend heißen Sommer, in denen die 
Pflanzen fast ganz verdorren, folgen strenge Wiuter mit gefürchteten Schnee- 
stürmen. Dieses Steppengebiet erstreckt sich nach Westen bis zum Dou. 
c) Das pontische Tiefland an der Nordküste des schwarzen Meeres. 
Es ist gleichfalls steppenartig, gewährt aber an vielen Stellen Anbau von 
Getreide; die Halbinsel Krim erzeugt in ihren durch die Berge geschützten 
Thälern treffliche Weine und Südfrüchte. 
d) Das Tiefland des Dnjepr; das obere Becken desselben zieht sich 
als die größte Snmpflandschaft Europas (Rokitnofümpfe) durch das Land, 
dagegen ist die Stromniederung im Mittellaufe sehr fruchtbar. — Der die 
Ebene durchfließende Dnjepr entspringt am Südabhange der Waldaihöhe; 
er schlägt erst westliche, dann südliche Richtung ein, nnd unterhalb Kiew (ki-es) 
beginnt der südöstliche Laus. An dieser letzteren Strecke bildet er zahlreiche 
Strudel und größere Stromschnellen, die sogen. Porogen. Nachdem er 
sich nochmals südlich gewendet, mündet er unweit Odessa ins schwarze Meer. 
Ein Nebenfluß des oberen Laufes, die Beresina (beresina), ist 1812 dem 
französischen Heere beim Rückzug aus Moskau verhängnisvoll geworden. 
Westlich vom Dnjepr breitet sich ein ziemlich ausgedehntes Plateau aus, das
	        
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